Pilgersaison im Kloster Hájek eröffnet
Das Franziskanerkloster Hájek / Waldl liegt etwa 15 Kilometer westlich von Prag entfernt. Einst war es ein beliebter Wallfahrtsort, den Zehntausende Pilger besuchten. Das Kloster hat ein bewegtes Schicksal. Seit den 1990er Jahren engagieren sich die Franziskaner von der Prager Maria-Schnee-Kirche, das baufällige Barockareal wiederzubeleben. Am Samstag, den 1. Mai, wurde in Hájek unter Einhaltung der entsprechenden Corona-Maßnahmen die Pilgersaison eröffnet. Der Gottesdienst wurde, wie üblich, draußen im Klosterhof zelebriert.
Im Unterschied zu den corona-freien Jahren war der Klosterhof nicht voll von Menschen. Einige saßen auf Klapp-Stühlen, einige standen, dicht nebeneinander saßen nur Familienmitglieder. Alle anderen hielten den Zwei-Meter-Abstand ein und trugen Masken. Die Atmosphäre im Hof war trotzdem entspannt und voller Freude, auch wenn es eher still war.
Aus den Nischen des baufälligen Gebäudes schauten die halbzerstörten Heiligenstatuen auf die Gruppen von Gläubigen herunter. Franziskanerbruder Filip zelebrierte den ersten Gottesdienst in dieser Saison. Im letzten Jahr war das Areal wegen der Corona-Pandemie nicht zugänglich. Der Franziskaner gab sich tief gerührt, wieder Pilger in Hájek zu sehen:
„Wir treffen hier an diesem besonderen Ort zusammen, um Gott zu feiern. Dabei wird uns vermutlich noch stärker bewusst, was wir in den vergangenen Monaten erlebt haben.“
Während des Gottesdienstes wurde an diejenigen Menschen erinnert, die am Coronavirus gestorben sind. Gebetet wurde auch für die Ärzte und das Personal in den Krankenhäusern.
Nach dem Gottesdienst nutzten viele Besucher die Möglichkeit, durch das Areal und den dazugehörigen kleinen Wald zu spazieren. Zu Zeiten des kommunistischen Regimes war das Kloster in ein Gefängnis und Arbeitslager für Geistliche umgewandelt worden. Ab 1953 nutzte die Armee die Räumlichkeiten. Wozu das damals streng überwachte Gelände diente, wissen die Franziskaner bis heute nicht. Als ihnen das Kloster in den 1990er Jahren zurückgegeben wurde, waren die Objekte baufällig, die Räumlichkeiten voll von Beton und Gerümpel, die Barockplastiken teilweise zerstört. Seitdem versuchen sie, Hájek schrittweise zu retten. Jan Maria Vianney Dohnal ist Rektor der Marienkapelle in Hájek. Vor einigen Jahren erinnerte sich der Franziskaner gegenüber Radio Prag:
„Als ich im Jahre 2000 zum ersten Mal das Kloster besuchte und gesehen habe, in welchem desolaten Zustand es sich befand, war ich traurig. Seitdem fuhr ich öfter hierher, und allmählich habe ich den Ort ins Herz geschlossen.“
Dohnal berichtet, die älteren Ordensmitglieder hätten ihn nach seiner Wahl zum Provinzial überzeugt, er müsse Hájek retten. Jedes Jahr informiert er die Pilger nun über die neuesten Schritte bei der Instandsetzung des Baudenkmals. Am vergangenen Samstag machte er auf die frische Fassade aufmerksam. Jan Maria Vianney Dohnal freute sich, nach der langen Zeit wieder Menschen in Hájek begrüßen zu können:
„Die Zeit der Corona-Pandemie hat uns alle auf eine bestimmte Weise überrascht. Sie motiviert dazu, sich mehr in die eigenen Gedanken zu vertiefen. Wir mussten auf Begegnungen verzichten sowie auf die Möglichkeit, uns unter anderen Menschen zu bewegen, wie wir das zuvor gewohnt waren. Die Einsamkeit kann auch etwas Positives haben. Sie erweckt in den Menschen jedoch zugleich die Sehnsucht, wieder zusammentreffen zu können. Trotz der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie bedeutet es uns viel, die Pilgersaison in Hájek eröffnen zu können.“