Mit frisch verputzter Fassade in die neue Pilgersaison: Kloster Hájek
In früheren Jahrhunderten war das Kloster Hájek / Waldl ein beliebter Wallfahrtsort. Dann geriet das Areal westlich von Prag in den Strudel der geschichtlichen Ereignisse. Aber seit den 1990er Jahren bemühen sich die Franziskaner von der Prager Maria-Schnee-Kirche in Prag um eine Wiederbelebung des Ortes. Wie es Tradition ist, wurde am 1. Mai in Hájek die neue Pilgersaison geöffnet.
Mit einem Gottesdienst wurde die neue Saison im Kloster Hájek eröffnet, wie immer fand dieser im Klosterhof statt. Nach den Corona-Jahren haben auch die Menschen wieder den Weg an den Ort zurückgefunden. Denn die Bänke und Stühle reichten längst nicht für alle Besucher aus. Der Franziskanerpater Filip Jan Rathouský ist Rektor des Klosters. Er begrüßte alle Anwesenden und erinnerte daran, was in dem Areal in den letzten Monaten in Stand gesetzt wurde:
„Diejenigen, die hier zum ersten Mal sind, wissen nicht, wie es hier vor einigen Jahren ausgesehen hat. Diejenigen, die öfter herkommen, werden merken, wie das Areal allmählich restauriert wird. Ich muss mich ein wenig dazu zwingen, um Dinge, die fertig sind, zu sehen – und nicht nur das, was noch nicht in Stand gesetzt wurde. Ich finde es wichtig, dass wir alle an diesem Ort wie jedes Jahr im Frühling eine Ermunterung für unser geistliches Leben finden.“
Anfang der 1950er Jahre wurde Hájek wie andere Klöster in der damaligen Tschechoslowakei in ein Internierungscamp für Geistliche verwandelt. Drei Jahre lang diente es als Gefängnis und Arbeitslager für Mitglieder unterschiedlicher Kirchenorden. 1953 wurde das Areal dann der Armee zur Verfügung gestellt. Diese nutzte es bis zur Wende von 1989.
Als sich die Franziskaner 1991 um das halb zerstörte Baudenkmal zu kümmern begannen, mussten sie zuerst viel Gerümpel und Beton aus den Gebäuden beseitigen. Erst danach wurde mit einer Sanierung begonnen. Schritt für Schritt wird jedes Jahr ein Stück des Areals in Hájek erneuert. Wie der Franziskaner Rathouský zum Abschluss des Gottesdienstes anmerkte, wurde vor kurzem ein weiterer Teil der Fassade frisch verputzt. Und nicht nur das.
„Ich habe gerade erfahren, dass eine Firma die Vorderwand im Hof restaurieren wird. Wenn ich mir vorstelle, wie viele Veranstaltungen hier stattfinden sollen, mache ich mir schon ein wenig Sorgen, wie wir das alles bewältigen. Den regelmäßigen Besuchern von Hájek ist bestimmt auch die große Änderung in der Umgebung des Klosters nicht entgangen, und zwar wurde der umliegende Wald gesäubert. Dafür bin ich dem neuen Verwalter dankbar, der sich seit Dezember vergangenen Jahres darum kümmert."
Nicht zufälligerweise bekam Hájek einst den deutschen Namen Waldl. Denn bis heute ist das Kloster von der vorbeiführenden Straße aus hinter den hohen Bäumen kaum zu sehen.
Eine Vorstellung vom Zustand des Sakraldenkmals zu Anfang der 1990er Jahre können sich die Besucher im Kreuzgang machen. Dort werden einige großformatige Fotos aus der Zeit gezeigt.
Inmitten des Klosterhofs befindet sich eine Loreto-Kapelle. Diese war seit dem 17. Jahrhundert das Ziel von mehreren Zehntausend Pilgern. Viele Prager besuchten früher regelmäßig Hájek. In den 1720er Jahren wurden insgesamt 20 Nischenkapellen entlang des Pilgerwegs errichtet, der von Prag in den Wallfahrtsort führte. Kateřina Pařízková leitet den Verein, der sich um eine Sanierung der noch erhaltenen Kapellen bemüht. Am Stand des Vereins verteilte sie am Montag in Hájek Infomaterial und sagte:
„Der Pilgerweg führt heutzutage fast vom Prager Stadtzentrum aus hierher. Aber bei seiner Entstehung im 17. Jahrhundert begann er am Stadttor nahe dem Strahov-Kloster. Der Weg ist rund 18 Kilometer lang. Die Kapellen wurden anlässlich des 100. Gründungstags der Loreto-Kapelle in Hájek erbaut.“
Wenig bekannt sei, dass die Kapelle in Hájek der älteste erhaltene Loreto-Bau in Böhmen und in Mähren sei, merkte die Expertin an.
Heutzutage kommen nicht mehr so viele Pilger zu Fuß nach Hájek. Von der nächsten Bushaltestelle in der Gemeinde Červený Újezd / Rotaujest sind es knapp zwei Kilometer bis zum Kloster. Der Bus fährt von der Endstation der B-Linie der Metro im Prager Stadtteil Zličín.