Visací zámek – Tschechiens einflussreichste Punkband seit 1982

Visací zámek

Visací zámek gelten als die einflussreichste Band der tschechoslowakischen Punkszene der 80er Jahre. Als die Band 1982 gegründet wurde, war in der sozialistischen Republik keine gute Zeit für Musik abseits des Mainstream. Visací zámek füllten so schnell die Lücke, die Verbote von Bands wie Pražský výběr oder Jasná páka gerissen hatten. Aber die Kommunisten haben es auch Visací zámek nicht einfach gemacht.

Visací zámek
Wie viele Punkbands im damaligen Ostblock verstanden sich Visací zámek zwar nicht in erster Linie als politisch. Aber Punk-Sein erfuhr aufgrund der herrschenden Zustände automatisch auch eine gesellschaftspolitische Stoßrichtung. Und die anarcho-pazifistische Haltung von Visací zámek konnten die kommunistischen Machthaber nicht durchgehen lassen. Sie wendeten ein Mittel an, das sich auch in anderen sozialistischen Ländern schon bewährt hatte: Einige Bandmitglieder erhielten plötzlich die Einberufung in die Armee. Aber war der Militärdienst geleistet, tat sich die Band immer wieder zusammen. Dann kam die Wende und mit ihr endlich die ersten regulären Plattenveröffentlichungen von Visací zámek.

Seit nunmehr 28 Jahren spielen Visací zámek (auf Deutsch: Vorhängeschloss) in der gleichen Besetzung, und sie erfahren – vor allem in der Person des Sängers und Texters Jan Haubert – immer mehr gesamtgesellschaftliche Anerkennung. Haubert hat mittlerweile schon mehrere Gedichtbände herausgegeben. Sein Buch über die Geschichte der Band Visací zámek wurde 2007 sogar für den renommierten Josef-Škvorecký-Literaturpreis nominiert. Der Mythos „Visací zámek“ ist spätestens damit in der Hochkultur angekommen. Ihr Punk-Image pflegt die Band, die sich eigenen Angaben zufolge beim „Saufen“ gegründet hat, dennoch sorgfältig.

Zugegeben: Musikalisch sind Visací zámek nicht wirklich originell. Es wird quer durch den Punk-Gemüsegarten gewildert. Einflüsse von Genregrößen wie den Londoner The Clash oder den kalifornischen Dead Kennedys sind unüberhörbar. Aber die „Visáči“, wie sie von den Fans genannte werden, haben die Genreregeln verinnerlicht. Heraus kommen kurze, eingängige Stücke mit prägnanten, einfachen Gitarreriffs. Texte, die mit dem „Proletentum“ kokettieren, tun ihr übriges. Dafür lieben die Fans die Kultband bis heute. Und mal ehrlich: Wer erwartet schon von einer Punkband Innovation? Eben… Keiner!



Fotos: www.visaci.cz