Volksmusik, Rock oder Jazz: Die Musik der tschechischen Staatspräsidenten

Rolling Stones und Václav Havel in Prag, August 1990

In Tschechien wird kommendes Wochenende das neue Staatsoberhaupt gewählt. Welchen Musikgeschmack haben aber die bisherigen Präsidenten gehabt?

Volksmusik, Rock, Jazz, Popmusik – die musikalischen Vorlieben der tschechischen und tschechoslowakischen Präsidenten waren sehr unterschiedlich. Kaum überraschend war es ein tschechisches Volkslied, das es dem Republikgründer Tomáš Garrigue Masaryk besonders angetan hatte. „Ach synku, synku“ erklang regelmäßig bei seinen Besuchen auf dem Lande. Masaryk-Biograf Zdeněk Nejedlý wiederum macht „Teče voda, teče“ als Lieblingslied des legendären Präsidenten aus…

Über den Musikgeschmack der kommunistischen Präsidenten von Klement Gottwald bis Gustav Husák ist nicht allzu viel bekannt. Viele Zeitzeugen erinnern sich aber sicher noch, dass auf politischen Massenveranstaltungen die „Internationale“ oder das Arbeiterlied „Kupředu levá, zpátky ni krok“ (Links voraus, nicht einen Schritt zurück) erklangen.

Also machen wir einen größeren Sprung in die Nachwendezeit. Václav Havel hatte viele Musikerfreunde, darunter auch internationale Stars. Joan Baez, Frank Zappa, Lou Reed, die Rolling Stones – sie alle lud er nach Prag ein. Aber auch die einheimische Underground-Legende The Plastic People of the Universe oder das alljährliche Festival in Trutnov gehörten zu Havels musikalischem Universum. Und der damalige US-Präsidenten Bill Clinton spielte ihm ein Saxofon-Ständchen im Jazzclub Reduta.

Die Rock-Präferenzen seines Vorgängers waren nicht nach dem Geschmack von Václav Klaus. Er neigte eher zum Jazz. Seit 2004 veranstaltete Klaus auf dem Präsidentensitz in Prag das Festival „Jazz na Hradě“ (Jazz auf der Burg). Dort traten nicht nur der tschechische König der Blasinstrumente, Jiří Stivín, oder Kontrabassist Miroslav Vitouš auf, sondern zum Beispiel auch der Südafrikaner Abdullah Ibrahim oder die japanische Pianistin Hiromi Uehara.

Václav Klaus eröffnete aber für gewöhnlich auch das Klassik-Festival Smetanova Litomyšl. Und er lud die Band seines Sekretärs Ladislav Jakl namens Folimanka Blues ein. Angeblich soll Klaus selbst Akkordeon spielen können.

Noch-Präsident Miloš Zeman umgab sich mit etwas anderer Provenienz. Zu seinen aktiven Unterstützern zählen der tschechische Disco-Held Michal David oder auch der Musical-Sänger Daniel Hůlka. Letzterer gab allerdings später den einst von Zeman verliehenen Staatsorden zurück. Im Wahlkampf zu seiner zweiten Kandidatur 2018 benannte Zeman dann folgende Lieblingslieder: „Sentimental Journey“ von Ella Fitzgerald, „Jednoho dne se vrátíš“ von Věra Špinarová, das mährische Volkslied „Za tichú Moravú“ sowie die Nocturnes von Frédéric Chopin. Das Fitzgerald-Stück „Sentimental Journey“ spielte Zeman sogar schon dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf dem Klavier vor.

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