Vollmondgesicht oder Backen wie Fibeln

oblicej_pot.jpg

Diesmal knüpfen wir an die Folge aus der vergangenen Woche an, die dem Gesicht – obličej galt. Sie wissen vielleicht bereits, dass dieses auch mit einem anderen Wort beschrieben werden kann, das sonst und in erster Reihe die Wange beziehungsweise Backe bezeichnet – tvář.

Jeder Mensch hat zwei Wangen – tváře auf beiden Seiten seiner Nase: eine linke Wange – levá tvář und eine rechte Wange – pravá tvář. Besonders bei Kindern sind die Wangen pausbackig – buclaté tváře, bei alten Menschen wiederum auch häufig eingefallen – propadlé tváře.

Als tvář kann auch das ganze Gesicht oder der Gesichtsausdruck bezeichnet werden. Hat jemand ein Vollmondgesicht, heißt es auf Tschechisch, er hat Backen wie Fibeln – má tváře jako slabikáře. Es geht aber nicht immer um das Aussehen, sondern auch um das Wesen des Menschen. Er hat sein wahres Gesicht gezeigt – ukázal svou pravou tvář bedeutet, er hat sich in seiner wahren Gestalt gezeigt. Von einem Doppelgänger kann man sagen, er ist ein Mensch von zwei Gesichtern – je to člověk dvojí tváře.

Wenn man im Schweiße seines Angesichts arbeitet – v potu tváře, schuftet man ausgesprochen hart. Wenn danach das Ergebnis dieser Arbeit von jemandem mit eiskaltem Gesicht abgelehnt wird – odmítnout s ledovou tváří, bringt dies große Enttäuschung. Im schlimmsten Fall erhält man zusammen mit der Ablehnung noch eine Beleidigung ins Gesicht geschleudert – vmést do tváře urážku.

Das stumme Gesicht – němá tvář ist kein schweigsamer Mensch, sondern ein Tier, also ein stummes Geschöpf. Und das Bleichgesicht, das wir besonders aus Indianer-Büchern Karl Mays so gut kennen, heißt auf Tschechisch bledá tvář. Helden der genannten Bücher befinden sich oft im Angesicht einer Gefahr, also tváří v tvář nebezpečí. Dies etwa bei einem Aufeinandertreffen von Feinden, wo man sich Auge in Auge gegenübersteht, auf Tschechisch allerdings Wange zu Wange – tváří v tvář. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!