Vom Barock zum Jazz und zurück: Flötist und Saxophonist Jiří Stivín wird 80 Jahre

Jiří Stivín

Er gehört zu den Größen der tschechischen Jazz-Szene: der Flötist und Saxophonist Jiří Stivín. Stilistisch ist der Multiinstrumentalist nicht festzulegen, die Spannweite reicht von vorklassischer Musik über Jazz bis zu Pop und Rock. Am vergangenen Mittwoch ist Stivín 80 Jahre alt geworden.

Für Stivín hat das Musikgenre nie eine Rolle gespielt. Dies bestätigte der Jubilar angesichts seines 80. Geburtstags am Mittwoch dieser Woche. Wichtiger sei die Persönlichkeit des Musikers, so der Flötist und Saxophonist.

Jiří Stivín wurde am 23. November 1942 in Prag geboren. Ursprünglich studierte er gar nicht Musik, sondern Kameraführung – und zwar an der Famu, der Hochschule für Film in seiner Heimatstadt. Nach seinem Abschluss widmete er sich aber nur noch der Musik. Zunächst schloss er sich der Beat-Band Sputnici an und spielte dort Saxophon, doch ab 1964 standen bei ihm vor allem Jazz-Rock und Jazz auf dem Programm. Zusammen mit dem Pianisten Martin Kratochvíl gründete er die Fusion-Band Jazz Q. In der Zeit des Prager Frühlings nutzte Stivín die neuen Freiheiten und ging an die Londoner Royal Academy of Music. Zurück in der Tschechoslowakei bildete er später gemeinsam mit dem Gitarristen Rudolf Dašek das erfolgreiche Duo „System Tandem“.

Töne aus der Banane

Die Diskographie von Stivín ist enorm lang, auf seiner eigenen Website hat er 130 Einspielungen aus allen Genres aufgelistet. Mit dem Collegium Quodlibet konzentriert er sich zum Beispiel auf Musik aus Renaissance und Barock. Im Bereich Jazz tritt er immer wieder mit seinen Mitstreitern von früher auf und hat damit unterschiedliche Bands wieder aufleben lassen – ob es nun S + HQ von Karel Velebný ist oder seine eigene Formation Jazz System.

Stivín sagt von sich selbst, dass er auf allem spiele, was Löcher habe oder sogar keine. Das sind alle Arten von Quer- und Blockflöten oder Saxophone, aber auch verschiedene Pfeifen. Selbst einer Banane hat er seinen Aussagen nach schon Töne entlockt. Nur die Wette um das Bespielen eines Brötchens habe er verloren, sagte der Multiinstrumentalist letztens.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen