Von Glück und Pech verfolgt: Tschechische Profis vor Re-Start der Bundesligen

Foto: Gerd Altmann, Pixabay / CC0

Bei der Lockerung der Corona-Maßnahmen entfernen einzelne Länder immer mehr nun auch die Barrieren für die sportlichen Aktivitäten. Die deutsche Fußball-Bundesliga prescht dabei vor und will schon am Samstag die Saison fortsetzen. Dann werden auch einige tschechische Profis wieder an ihre Arbeit gehen. Tschechische Medien haben ihre Meinungen dazu eingeholt.

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Jan Morávek  (Foto: Thomas Hilmes,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0 DE)
Bei den 18 Vereinen der ersten deutschen Bundesliga spielen in der laufenden Saison auch acht Profis aus Tschechien. Die meisten stehen beim FC Augsburg unter Vertrag – es ist das Trio Tomáš Koubek, Marek Suchý und Jan Morávek. Während Mittelfeldspieler Morávek wegen zahlreicher Verletzungen nur sporadisch zum Einsatz kommt, gehören die Nationalspieler Koubek und Suchý gegenwärtig zur Stammformation des Teams aus Oberschwaben.

Am vergangenen Mittwoch hat die Regierung in Berlin der ersten und zweiten Bundesliga grünes Licht für den Re-Start der wegen der Coronavirus-Pandemie vorübergehend unterbrochenen Punktspielsaison gegeben. Es war das Ok, auf das die 36 Proficlubs, ihre Spieler, Trainer und Verantwortliche sehnsüchtig gewartet haben. Denn bei einigen Vereinen steht möglicherweise auch die Existenz im bezahlten Fußball auf dem Spiel. Wie aber haben die beiden Tschechen in Augsburg, Koubek und Suchý, diese Entscheidung aufgenommen? Torhüter Tomáš Koubek:

„Natürlich positiv. Wir haben jetzt lange Zeit nur trainiert, von daher ist jeder froh, dass wir nun auch wieder kicken können. Andererseits wird die Bundesliga-Saison unter ganz ungewöhnlichen Bedingungen zu Ende gespielt. Wir müssen strenge Maßnahmen einhalten. Zunächst gehen wir in einem Hotel für eine Woche lang in präventive Quarantäne. Dann werden wir vor jeder Begegnung auf das Virus getestet. Zudem wurde uns empfohlen, die eigene Wohnung nach Möglichkeit nicht zu verlassen. Über die Fortsetzung der Saison wurde in Deutschland viel gesprochen, und immer ist man dabei optimistisch gewesen. Das es jetzt klappt, ist meiner Meinung nach die richtige Entscheidung. Dieser Beschluss hilft nicht nur der Bundesliga, sondern dem gesamten deutschen Fußball. Denn viele andere Ligen in Europa sind einer Wiederaufnahme ihres Wettbewerbs sicher nicht so nah.“

Tomáš Koubek  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Verteidiger Marek Suchý:

„Natürlich bin ich sehr froh darüber. Und nicht nur ich, sondern alle Spieler und Vereine sind glücklich, dass die Regierung in Berlin grünes Licht gegeben hat. Nach den endlos langen Wochen des Trainings, sei es individuell, in kleinen Gruppen und zuletzt auch wieder im größeren Kreis, sind wir froh, dass nun auch wieder Punktspiele anstehen. Wir wissen jetzt wieder, auf was wir uns gewissenhaft vorzubereiten haben.“

Angesichts der langen Pause wird der Re-Start jedoch nicht einfach. Die Profis haben sich während des Lockdowns entsprechend ihrer Möglichkeiten fitgehalten, doch die fehlende Spielpraxis kann auch das beste Training nicht ersetzen. Könnte das zu einem Problem werden für den Rest der Saison? Der 27-jährige Koubek:

Marek Suchý: „Natürlich bin ich sehr froh darüber. Und nicht nur ich, sondern alle Spieler und Vereine sind glücklich, dass die Regierung in Berlin grünes Licht gegeben hat.“

„Ich denke für uns in Augsburg wird das nicht allzu schwer, denn ich glaube, dass wir schon binnen einer Woche wieder spielen könnten. Unser Team trainiert nämlich schon sehr lange, so dass wir nichts von unseren Stärken eingebüßt haben dürften. Im Gegenteil, ich glaube, dass wir jetzt noch besser drauf sein sollten als vorher. Sicher, wir haben schon lange kein Spiel mehr bestritten, von daher weiß niemand so genau, wo wir stehen. Doch wir haben jetzt sieben Wochen lang trainiert, die Erholungsphasen abgerechnet waren es vielleicht fünf Wochen effektiv. Von daher glaube ich, dass wir kein Problem haben werden.“

Und der 32-jährige Suchý:

Marek Suchý  (Foto: Dmitrij Golubowitsch,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
„Ich denke, dass alles etwas anders ist. Wenn wir uns in der Sommer- und Wintervorbereitung auf die bevorstehende Saisonhälfte vorbereiten, wissen wir schon Wochen im Voraus, was uns erwartet. Jetzt aber müssen wir binnen ein oder zwei Wochen ran. In Augsburg haben wir uns darum bemüht, das Training konstant hochzuhalten, um sowohl konditionell als auch spielerisch auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Alle Teams stecken in der gleichen Lage, daher ist es jetzt für uns Fußballer ein Bonus, endlich wieder um Punkte spielen zu können.“

So sehr sich nun aber die Hauptdarsteller der Bundesliga eins und zwei freuen, wieder unter Wettkampfbedingungen gegen den Ball treten zu können, so gespalten bis eher negativ ist die Reaktion der Millionen Fußballfans in Deutschland. Denn sie müssen draußen bleiben, da die restlichen Punktspiele unter strengen hygienischen Bedingungen ausgetragen werden. Das war eine Vorgabe des DFL-Konzepts, das die Voraussetzung bildete für die Zustimmung der Bundesregierung. Und einer dieser strikten Punkte ist die Fortsetzung des Spielbetriebs ohne Zuschauer. Das ist auch für die beiden Tschechen eine ganz neue Situation. Tomáš Koubek:

Tomáš Koubek: „Ich muss sagen, dass ich keine Erfahrung damit habe, was es heißt, ohne Zuschauer zu spielen. Allgemein ist es schade, denn wir kicken hauptsächlich für die Zuschauer, und das speziell in der Bundesliga.“

„Ich muss sagen, dass ich keine Erfahrung damit habe, was es heißt, ohne Zuschauer zu spielen. Allgemein ist es schade, denn wir kicken hauptsächlich für die Zuschauer, und das speziell in der Bundesliga. In Deutschland spielen wir vor großer Kulisse, der Fußball hier ist wie eine Religion. Ständig wird hier über ihn diskutiert, auch weil er fast pausenlos gespielt wird. Daher kann ich die Fans verstehen, wenn sie sauer sind, für den Rest der Saison nicht live dabei sein zu dürfen. Doch andererseits ist es jetzt wichtig, die Saison zu Ende zu spielen, denn für mehrere Clubs dürfte dies existenziell sein. Wenn einige tatsächlich in eine Notlage geraten, dann ist es kaum vorstellbar, was dies bedeuten würde. Müssten diese Vereine dann in unteren Ligen von vorn beginnen? Von daher sehe ich es so, dass durch die Fortsetzung des Spielbetriebs in Deutschland der Lieblingsverein vieler Fans gerettet werden kann. Momentan gibt es auch keine andere Lösung, also gehen wir es an.“

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Marek Suchý:

„Dass wir vor leeren Rängen spielen werden, das wussten wir. Das aber ist erst einmal nebensächlich, denn die Hauptsache ist, dass wieder in direkten Auseinandersetzungen um Punkte gekämpft wird. Wie aber wird die fehlende Zuschauerresonanz die Begegnungen beeinflussen? Klar ist, dass viele Teams normalerweise zu Hause vor vollen Tribünen auflaufen und es so auch gewöhnt sind, mit der Unterstützung der eigenen Fans im Rücken zu agieren. Natürlich wird ihnen dieser Faktor jetzt fehlen. Aber es muss sich erst noch für alle herausstellen, wie es ist, ohne Publikum zu spielen. Das ist für alle Neuland. Aber nach ein, zwei Partien dürfte man sich schon etwas daran gewöhnt haben. Und wenn man dann auch weniger daran denkt, was wäre wenn, dann wird es auch so gehen.“

Josef Hušbauer  (Foto: Tadeáš Bednarz,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Selbst das beste Konzept hilft aber nur dann weiter, wenn sich alle Beteiligten an die strikten Auflagen halten und es nach Möglichkeit keine Rückschläge aufgrund von positiven Covid-19-Fällen gibt. Anfang Mai vermeldete der Erstligist 1. FC Köln drei Infizierte – zwei Spieler und ein Physiotherapeut. Nach Ablauf seiner zweiwöchigen Quarantäne kehrt das Trio an diesem Donnerstag wieder in das Mannschaftsgefüge zurück, gerade noch rechtzeitig vor dem Wiedereinstieg in die Saison erst an diesem Samstag.

Weit weniger Glück haben die Fußballer des Zweitbundesligisten Dynamo Dresden. Im Team aus der sächsischen Landesmetropole wurden bei insgesamt drei Testreihen auch drei positive Covid-19-Fälle registriert. Und das zuständige Gesundheitsamt in Dresden reagierte unnachgiebiger als die Kollegen in Köln: Aufgrund dieser Ergebnisse muss die gesamte Mannschaft für 14 Tage in Quarantäne. Darunter sind auch die beiden tschechischen Mittelfeldspieler Ondřej Petrák und Josef Hušbauer, bei denen alle Tests negativ ausgefallen waren. Genauso wie ihre Teamkollegen stünden beide unter einem leichten Schock über die Entscheidung der Behörde, sagte Petrák. Und bei Hušbauer stößt sie gar auf Unverständnis:

Josef Hušbauer: „Mich macht es stutzig, dass die Dinge nicht eingehalten werden, die zuvor vereinbart wurden. Es hieß, dass nur diejenigen in Quarantäne müssten, die sich infiziert haben, doch auf einmal werden wir alle isoliert. Wenn es nun so läuft, dann kann die Liga die Saison so nicht zu Ende spielen.“

„Ich habe bereits vier Tests hinter mir. Alle waren negativ, und ich verspüre auch keine Symptome einer möglichen Erkrankung mit dem Virus. Vielleicht habe ich mir es dennoch eingefangen, doch das beschäftigt mich nicht. Mich macht es vielmehr stutzig, dass die Dinge nicht eingehalten werden, die zuvor vereinbart wurden. Es hieß, dass nur diejenigen in Quarantäne müssten, die sich infiziert haben, doch auf einmal werden wir alle isoliert. Wenn es nun so läuft, dann kann die Liga nicht neu starten beziehungsweise die Saison wird so nicht zu Ende gespielt.“

Für die beiden Tschechen und ihren Verein heißt dies, dass sie den Re-Start an diesem Wochenende mit Sicherheit nicht erleben. Das Auswärtsspiel von Dynamo Dresden bei Hannover 96 wurde erneut verschoben, und auch die erste Begegnung im eigenen Stadion gegen die SpVgg Greuther Fürth ist bereits abgesagt.

Autor: Lothar Martin
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