Von Müttern, die Suppen versalzen und Vätern, die gut Auto fahren können...

Obgleich Diskussionen über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Tschechischen Republik nicht unbedingt an der Tagesordnung sind, und das Wort "Feminismus" regelrecht als Schimpfwort zu gelten scheint, kommt nun Bewegung in diese Thematik: Die Tschechische Regierung stellt nunmehr mit Bestürzung fest, dass Frauen in Tschechien - bei gleicher Qualifikation- niedrigere Löhne und Gehälter beziehen als es bei ihren männlichen Kollegen der Fall ist.

Obgleich Diskussionen über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Tschechischen Republik nicht unbedingt an der Tagesordnung sind, und das Wort "Feminismus" regelrecht als Schimpfwort zu gelten scheint, kommt nun Bewegung in diese Thematik: Die Tschechische Regierung stellt nunmehr mit Bestürzung fest, dass Frauen in Tschechien - bei gleicher Qualifikation- niedrigere Löhne und Gehälter beziehen als es bei ihren männlichen Kollegen der Fall ist.

Fieberhaft wird nun nach Auswegen aus diesem scheinbar überraschenden Dilemma gesucht. Und weil doch jedes Kind inzwischen weiß, dass die Stellung der Frau ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt, fängt man auch am besten gleich bei den Kindern an. Besser gesagt bei Lehrbüchern für Kinder, denn dort finden sich Sätze wie "Mama salzt, aber zu viel." und "Papa kann gut Auto fahren." Das tschechische Schulministerium hält jetzt deshalb dazu an, Schulbücher um derartige Aussagen "zu erleichtern", damit Frauen wenigstens dort eine gleichberechtigte Position erlangen.

Nimmt man den Mädchen dann noch ihre Barbie-Puppen weg und ersetzt sie durch Bauklötze oder Setzkästen, dann kann man davon ausgehen, dass sich mehr Schülerinnen für Ausbildungs- und Studienplätze in technischen Berufen bewerben. Somit wäre das Problem des geringeren Einkommens von Frauen gelöst, da das Lohnniveau in technischen Berufen in Tschechien bekanntlich höher ist als in den so genannten "traditionellen Frauenberufen" im Schul- und Gesundheitswesen. Schön, wenn das Konzept aufginge. Spinnen wir dieses Szenario aber weiter: Angenommen, dass sich Frauen mehr für Technik zu begeistern anfingen, weil in ihnen nicht mehr der salzende, pfeffernde und Waschpulver schleppende Prototyp einer Frau und Mutter von den Schulbuchseiten auf direktem Wege ins Unterbewusstsein verpflanzt würde - verschöbe sich das Problem der unterschiedlichen Entlohnung von Mann und Frau dann nicht lediglich auf einen anderen Berufszweig? Vermag eine derartige Reform wirklich etwas daran zu ändern, dass tschechische Frauen durchschnittlich gerade einmal 65 Prozent des Einkommens eines Mannes erreichen? Ob das Funktionieren eines Motors anhand einer großen Maschine oder - wie kürzlich von einer Frauenrechtlerin gefordert - eher an einem Küchengerät demonstriert wird, was nebenbei bemerkt bereits einen Widerspruch in sich darstellt, ändert leider nichts daran, dass viele Frauen in Tschechien mit grundlegenden

Problemen zu kämpfen haben: Eine Frau im Mutterschutz bezieht beispielsweise monatliche Zuwendungen in Höhe von 2500 Kronen und erreicht damit nicht einmal das Existenzminimum. Daran wird auch die Schulbuchreform schwerlich etwas ändern können. Genauso wenig wie sie einen Ausweg für die Zeit danach bietet, wenn die Frau versucht, in ihren Job zurück zu kehren und dabei auf ungeahnte Schwierigkeiten stößt. Möglicherweise macht sich auch in dieser Diskussion nur einmal mehr bemerkbar, dass in Tschechien nur sehr wenige Frauen politische Ämter bekleiden und somit nur wenige von ihnen für die eigenen Belange einstehen.