Vor 20 Jahren: Rückkehr der Dalimil-Chronik nach Tschechien

Fragment der Dalimil-Chronik wurde 2005 in Paris versteigert.

Am 17. März 2005 wurde in einem Pariser Auktionshaus ein Fragment der bis dahin unbekannten lateinischen Übersetzung der Dalimil-Chronik von der tschechischen Regierung ersteigert.

Foto: Jana Šustová,  Radio Prague International

In ihrer Originalausgabe ist diese Chronik das älteste auf Tschechisch verfasste historische Dokument. Die lateinische Version stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist mit wunderschönen Illuminationen bebildert, die wiederum zeitgenössischen Meistern aus Italien zugeschrieben werden.

Dass diese „Pariser Handschrift“ heute Teil der Sammlungen der tschechischen Nationalbibliothek ist, war nur möglich, weil sich deren offizielle Vertreter in der spannenden Versteigerung letztlich durchgesetzt haben. Gezahlt wurden 300.000 Euro – eine Summe, die nur knapp unter der maximalen Grenze blieb, die das Ministerium freigegeben hatte.

Kultureller Schatz mit einem Hauch Exotik

Zuvor hatte sich das Fragment mehr als 150 Jahre lang im Besitz einer Familie aus Paris befunden. Die Rückkehr nach Tschechien wurde als Triumph gedeutet, und das nicht nur für die Prager Nationalbibliothek, sondern für das gesamte nationale Kulturerbe. Inhaltlich handelt die Chronik von der frühen Herrschaftszeit der Přemysliden. Faszinierend ist die lateinische Übersetzung aber vor allem wegen der Zeichnungen, die wahrscheinlich in Venedig, Padua oder Bologna entstanden sind. Sie stellen die böhmische Geschichte aus Sicht italienischer Künstler dar. Ungewöhnliche Elemente, wie etwa Olivenbäume als Bildumrandungen, verleihen den Illuminationen einen exotischen Charakter und unterstreichen ihre Einzigartigkeit.

Nur selten öffentlich zu sehen

Die Nationalbibliothek veranstaltete nach der erfolgreichen Ersteigerung eine spezielle Ausstellung, in der beide Versionen der Dalimil-Chronik zu sehen waren. Seitdem hatte die Öffentlichkeit aber nur wenig Gelegenheit, die kostbaren Dokumente selbst in Augenschein zu nehmen. Die „Pariser Handschrift“ wurde 2015 bei der Expo in Milan präsentiert, und zuletzt war die Chronik 2022 für nur drei Tage in Prag ausgestellt. Die meiste Zeit liegt das Papier jedoch – angesichts seines kaum zu bemessenden Wertes – verschlossen im Tresor.

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