Vor 30 Jahren wurden die Pocken ausgerottet – auch dank tschechischer Ärzte
Jahrhunderte lang hat diese Krankheit die Menschheit geplagt. Ab dem 18. Jahrhundert löste sie die Pest als die bis dahin schlimmste Seuche ab. An Pocken starben allein im vergangenen Jahrhundert an 300 Millionen Menschen. Um die Krankheit einzudämmen, startete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende der sechziger Jahre eine große Impfkampagne. Vor 30 Jahren wurden die Pocken offiziell für ausgerottet erklärt. Ein bedeutendes Verdienst daran hatten auch tschechoslowakische Ärzte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Pocken auf allen Kontinenten verbreitet. Und noch 1967 wurde die Infektionserkrankung in 45 Ländern der Welt verzeichnet. Bis dahin träumte die Menschheit nur von der Ausrottung der Pocken, sagt Alena Šteflová, Leiterin des WHO-Büros in Prag:
„Die Pocken haben in der Geschichte mehr Menschen getötet als alle Kriege. Die Weltgesundheitsorganisation startete 1967 eine Impfkampagne zur Ausrottung der Pocken. An die 700 Experten der WHO haben in den einzelnen betroffenen Ländern gearbeitet. Das war eine Pioniertat, die in der Medizingeschichte einzigartig ist. Vor 30 Jahren konnte die WHO schließlich offiziell verkünden, dass die Pocken ausgerottet seien. Für uns ist es erfreulich, dass tschechoslowakisch Ärzte an diesem medizinischen Erfolg bedeutend beteiligt waren.“Das größte Verdienst ist dem tschechischen Epidemiologen, Karel Raška, zuzuschreiben. Er leitete in den 1960ern die Sektion für Infektionskrankheiten bei der WHO in Genf und arbeitete einen Plan für die Ausrottung der Pockenseuche aus. Raška schlug vor, sich auf die einzelnen Infektionsherde zu konzentrieren, anstelle Menschen auf der ganzen Welt flächendeckend zu impfen. Mit Raška arbeitete in dem Projekt eine Reihe weiterer tschechischer Ärzte zusammen. Einer von ihnen ist Zdeněk Ježek. Er erinnert sich:
„Wir haben in Regionen gearbeitet, die von der Krankheit am stärksten gefährdet waren: in Indien, Bangladesh, Bhutan, Afghanistan, Jemen, Äthiopien, Mali, Somalia und Zaire. Die WHO hatte unseren Einsatz sehr geschätzt genauso wie die Länder, in denen wir geholfen haben. Aber zu Hause wusste man von unserer Arbeit kaum etwas.“
Über die Erfolge von Raška hatte man in den 70er und 80er Jahren in der Tschechoslowakei auch aus dem Grund geschwiegen, weil der Arzt die Niederschlagung des Prager Frühlings von 1968 verurteilt hatte.
An dieVerdienste der tschechischen Mediziner erinnert erst jetzt eine Ausstellung im Nationalmuseum. Sie wurde vom Prager Büro der WHO anlässlich des 30. Jahrestags der Ausrottung der Pocken vorbereitet. Die WHO-Zweigstelle macht mit der Ausstellung zudem auf die 5. Europäische Impfwoche aufmerksam. Sie beginnt am 24. April und konzentriert sich in diesem Jahr auf die Masern. Die Ausstellung ist im Prager Nationalmuseum bis 17. Oktober dieses Jahres zu sehen.