Vor 55 Jahren haben die Kommunisten die Macht ergriffen
Es sieht fast symbolisch aus: In der Woche, wo wir uns in Tschechien an die schicksalhaften Tage vor 55 Jahren erinnern, als die Kommunisten die Macht im Land ergriffen haben, kann man sehen, wie die kommunistische Partei erfolgreich versucht, auf der politischen Szene wieder eine wichtige Rolle zu spielen - konkret bei der Präsidentenwahl.
Nach 55 Jahren wurde am Dienstagvormittag das Bemühen der Hochschulstudenten offiziell geehrt, die sich im Februar 1948 auf die Prager Burg begaben, um dort mit Präsident Benes zusammenzutreffen. Die friedliche Demonstration der Studenten wurde damals unterhalb der Burg in der Neruda-Gasse von der kommunistischen Polizei brutal unterdrückt. An genau jener Stelle wurde am Dienstagvormittag eine Gedenktafel feierlich enthüllt, die an die mutige Tat der Hochschulstudenten erinnert. Vor der Enthüllung der Gedenktafel fand in der naheliegenden Marien- und St. Kajetan-Kirche ein ökumenischer Gottesdienst statt, während dessen der Opfer des kommunistischen Regimes gedacht wurde. Am Gottesdienst nahmen u. a. Vertreter der akademischen Kreise, die Studenten von 1948 und Senatspräsident Petr Pithart teil. Zdenek Bohac vom Prager Akademikerklub 48 erinnerte sich an die Ereignisse von vor 55 Jahren:
"Als junge Studenten äußerten wir uns schon seit 1945 gegen die vernichtende kommunistische Ideologie. Auch wenn uns die Kommunisten nach dem Februar 1948 rechtswidrig von den Hochschulen vertrieben, uns einsperrten und uns während der ganzen Zeit der kommunistischen Diktatur ökonomisch und gesellschaftlich diskriminierten, gelang es ihnen trotzdem nicht, uns zu brechen. Sie rächten sich an uns vor allem aus dem Grund, dass wir uns in den schicksalhaften Tagen des Februars 1948 als die damals einzige Bevölkerungsgruppe offen gegen den kommunistischen Putsch stellten, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Zu der Zeit, als auf dem Altstädter Ring, in dessen Umgebung und bald danach in unserer ganzen Heimat Hunderttausende von belogenen und fanatisierten Mitbürgern dem Kommunismus huldigten, begaben wir uns auf die Prager Burg, um Präsident Benes zu ersuchen, dass er den Kommunisten den Weg zur Macht nicht freimacht." Soweit Zdenek Bohac, der danach die Gedenktafel enthüllte. Unter den Teilnehmern des Gedenkaktes war auch Drahoslav Nikodem, den ich ans Mikrofon bat:"Sie nahmen damals an der Demonstration teil?"
"Ja, selbstverständlich. Ich war dabei vor dem Hradschiner Platz. Dort stand damals nicht nur die Polizei, sondern auch die sogenannten 'Volksmilizen'. Ich vergesse es nie - sie gingen gegen uns mit Bajonetten in der Hand. Ich wurde dort damals verhaftet und wurde eingesperrt. Das schlimmste war damals für mich die Tatsache, dass ich nicht mehr studieren durfte. Es ist schön, dass wir dieses Jahr hier so zusammentreffen können und uns erinnern können - leider nur noch erinnern ..."
"Wie alt waren Sie damals?""Damals war ich 24 Jahre alt."
"Was haben Sie studiert?"
"Die ökonomische Fakultät - das war damals die Hochschule für Ökonomie."
"Sie durften nicht mehr studieren, wurde es ihnen eventuelle später - 1968 - ermöglicht, das Studium zu beenden?
"Ja, aber erst nach 1968. Erst in den siebziger Jahren konnte ich das Studium beenden, das war aber schon schwer."
Als ich nach der Gedenkfeier Drahoslav Nikodem danach fragte, ob ihm der Einfluss, den die Kommunisten heute wieder allmählich zu gewinnen versuchen, nicht Angst macht, meinte er, dass die Geschichte sich heutzutage hoffentlich nicht mehr wiederholen könne.