Vor 60 Jahren wurde der Abriss der historischen Stadt Most beschlossen

Piaristengymnasium auf einer zeitgenössischen Fotografie

Reich dekorierte Bürgerhäuser, ein Jugendstil-Theater, Kirchen und das Rathaus mussten den Kohlegruben weichen. Am 26. März 1964 besiegelte die tschechoslowakische Regierung mit dem Beschluss Nr. 180, dass die Altstadt von Most / Brüx liquidiert wird. Der Abriss endete 23 Jahre später, am 1. April 1987.

Foto: Nationalinstitut für Denkmalpflege,  CC BY-NC-ND 3.0 CZ

„Ich erinnere mich noch, was für eine schöne Stadt das war. Sie hatte einen schönen Ring, auf dem meine Mutter und ich oft spazieren gingen. Heute könnte das ein Denkmalschutzgebiet sein“, schildert Svatopluk Prchlík, der aus dem nahegelegenen Postoloprty / Postelberg stammt.

Die allmähliche Zerstörung einer der ältesten Städte Böhmens dauerte über zwei Jahrzehnte lang. Die Geschichte von Brüx, einer Stadt mit früher überwiegend deutschsprachiger Bevölkerung, reicht bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. 1273 verlieh König Přemysl Otokar II. seiner Stadt Privilegien wie das Meilenrecht und das Recht, Schuldner einzusperren. In Brüx gab es viele Kulturdenkmäler und historische Häuser. Auf alten Fotos kann man sehen, dass sich im Zentrum reich verzierte Bürgerhäuser, ein Theatergebäude im Jugendstil, gotische Kirchen und eine 1470 gegründete Brauerei befanden. All dies musste dem Abbau von Millionen Tonnen Braunkohle weichen.

Theater auf einer zeitgenössischen Fotografie | Foto: Nationalinstitut für Denkmalpflege,  CC BY-NC-ND 3.0 CZ

Wirtschaftswissenschaftlern zufolge hat sich der Abriss gelohnt, denn der Bergbau soll drei Milliarden tschechoslowakische Kronen eingebracht haben. Die Bergleute, die in die Stadt kamen, freuten sich zudem über ihre neue Unterkunft in den Plattenbauten mit Badezimmer, Warmwasser und Zentralheizung.

Hněvín | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Die Burg Hněvín / Landeswarte, die heute über der Stadt thront, ist eines der wenigen erhaltenen Bauwerke aus der Vergangenheit, dennoch handelt es sich eigentlich um einen neugotischen Bau aus der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zum Symbol der Stadt wurde die spätgotische Kirche Mariä Himmelfahrt. Sie wurde 1975 auf Schienen um 841 Meter verschoben. In ihrer Nähe entstand ein beliebtes Naherholungsgebiet. Am Ufer eines neuentstandenen Sees finden zahlreiche Kulturveranstaltungen und Konzerte statt, die Menschen aus der ganzen Region anziehen. Der See ist auch ein Beispiel dafür, wie eine durch den Kohleabbau zerstörte Landschaft mit Erfolg in ein malerisches und blühendes Erholungszentrum verwandelt werden kann.

11
50.5042530266435
13.641065737277046
default
50.5042530266435
13.641065737277046
schlüsselwörter:

Verbunden