Vor 80 Jahren: „Schlächter von Prag“ Reinhard Heydrich wird Stellvertretender Reichsprotektor

Reinhard Heydrich

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt ließ Heydrich das Kriegsrecht ausrufen. Es folgten Massenverhaftungen, Hinrichtungen und Deportationen nach Mauthausen und Auschwitz.

Reinhard Heydrich | Foto: Tschechisches Fernsehen

Heydrich trat sein Amt als Stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren symbolisch am 28. September an – am Tag des Heiligen Wenzel. „Zur endgültigen Eindeutschung dieses Raumes will ich nicht etwa sagen: Wir wollen nach alter Methode nun versuchen, dieses Tschechengesindel deutsch zu machen. (…) Die Grundlinie muss für all dieses Handeln unausgesprochen bleiben, dass dieser Raum einmal deutsch werden muss, und dass der Tscheche in diesem Raum letzten Endes nichts mehr verloren hat“, erklärte einer der Hauptorganisatoren des Holocaust in seiner Antrittsrede auf der Prager Burg.

Alois Eliáš | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Mit der Verhängung des Kriegsrechts begann der Massenterror, weswegen Heydrich oft als „Schlächter von Prag“ bezeichnet wird. Zu den Verhafteten gehörte auch der damalige Vorsitzende der Protektoratsregierung, Alois Eliáš, der seit Sommer 1941 wegen seiner Kontakte zum Widerstand überwacht worden war. Jeden Tag gab der Rundfunk die Namen der Hingerichteten bekannt. Unter ihnen waren nicht nur Widerstandskämpfer, sondern zum Beispiel auch Personen, die wegen Wirtschaftsdelikten verhaftet wurden. Also Straftaten, für die man normalerweise nicht hingerichtet wird. In den vier Monaten des Ausnahmezustands wurden insgesamt 486 Todesurteile verhängt und über 2100 Tschechen in Konzentrationslager deportiert. Der einheimische Widerstand wurde zerschlagen.

Attentat auf Reinhard Heydrich | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International

Die tschechoslowakische Exilregierung in London beschloss, Heydrich mit einer speziell ausgebildeten Truppe von Fallschirmjägern auszuschalten. Das Attentat ereignete sich am 27. Mai 1942. Einige Tage später erlag Reinhard Heydrich seinen Verletzungen. Damit war er der ranghöchste Funktionär des NS-Regimes, der einer Widerstandsaktion zum Opfer gefallen ist.

Ležáky | Foto: ČT24

Infolge des Attentats erklärten Großbritannien und die französische Exilregierung das 1938 beschlossene Münchner Abkommen für ungültig und erkannten die Vorkriegsgrenzen der Tschechoslowakei wieder an. Die Tschechen im Protektorat zahlten jedoch einen hohen Preis. Im Zuge einer sogenannten Vergeltungsaktion wurden die Dörfer Lidice und Ležáky ausgelöscht, im Oktober 1942 kam es im KZ Mauthausen zur Hinrichtung von 262 Menschen, die den Fallschirmjägern geholfen hatten.

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