80. Jubiläum: Tschechien gedenkt der Operation Anthropoid
Am 27. Mai 1942 verübten die beiden Fallschirmspringer Jan Kubiš und Jozef Gabčík ein Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Die Operation Anthropoid war eine der bedeutendsten Aktionen des Widerstands gegen die Nationalsozialisten.
Der Historiker Zdeněk Špitálník vom Institut für Militärgeschichte erklärte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, wie nahe sich Jan Kubiš und Jozef Gabčík standen:
„Beide kannten sich bereits seit langem aus Polen. In Frankreich verbrachten sie viel Zeit zusammen. Vor allem in Großbritannien intensivierte sich ihre Beziehung weiter. Aus den Aufzeichnungen von Jan Kubiš geht hervor, wie nah die beiden einander waren. Kubiš schreibt über Gabčík als seinen besten Freund, mit dem er den Großteil seiner Freizeit verbringt.“
Acht Tage nach dem Attentat starb Heydrich an seinen Verletzungen. Kubiš, Gabčík und weitere Unterstützer wurden in den folgenden Tagen von der SS aufgespürt. Am 18. Juni 1942 starben sie nach mehrstündigen Kämpfen mit deutschen Truppen in der Krypta einer orthodoxen Kirche in Prag.
Dem 80. Jahrestag des Anschlags wird in Tschechien in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen gedacht. Der Auftakt fand am Freitagvormittag im Prager Stadtteil Libeň statt. Ein Hurricane-Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg überflog das Gebiet des damaligen Attentats – die Kreuzung der heutigen Stadtautobahn V Holešovičkách mit der Zenklova-Straße. Zudem wurde dort der Anschlag auf das schwarze Mercedescabriolet mit dem stellvertretenden Reichsprotektor szenisch dargestellt.
Bei einer Kranzniederlegung am Denkmal des Attentats kamen am Freitagvormittag Vertreter der internationalen Politik zusammen. Der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) ging auf die Bedeutung der Kreuzung ein:
„Dieser Ort hat sich eingeschrieben in die europäische Geschichte und in die Historie des nie endenden Kampfes für Freiheit und Demokratie.“
Lipavskýs britische Amtskollegin Liz Truss betonte, dass sich die Fallschirmjäger in Großbritannien auf ihren Einsatz vorbereitet haben:
„Vor 80 Jahren haben Soldaten der tschechoslowakischen Exilarmee eine der mutigsten Operationen des Zweiten Weltkriegs durchgeführt. Ich bin stolz, sagen zu können, dass sie in der britischen Einheit Special Operations Executive ausgebildet wurden.“
Liz Truss schlug aber auch eine Brücke zwischen den Ereignissen von 1942 und denen von 2022:
„Die Situation von vor 80 Jahren kann nicht einfach mit heute verglichen werden. Wir sollten uns aber von denjenigen inspirieren lassen, die alles gegeben haben, um für die Freiheit zu kämpfen. Die Teilnehmer der Operation Anthropoid kannten das Risiko sehr gut. Doch dies hat nichts an ihrem Entschluss geändert. Wir sind vereint durch unsere Geschichte und unseren Glauben an Demokratie, Fairness und Rechtsstaatlichkeit. Wenn die Aggressoren unerschrocken sind, dann müssen wir noch unerschrockener sein.“
Ähnlich kritische Worte in Richtung Russland äußerte bei dem Gedenkakt auch der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Naď. Die Feierlichkeiten zum 80. Jubiläum des Heydrich-Attentats setzen sich im Tagesverlauf fort. Am Abend findet im Prager Nationalmuseum ein weiterer Gedenkakt statt, an dem etwa der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman und die Präsidentin der Slowakei, Zuzana Čaputová, teilnehmen. Im Rahmen der Veranstaltung wird die Ausstellung „Wir geben nie auf!“ eröffnet, die vom Nationalmuseum und dem Institut für Militärgeschichte konzipiert wurde. Auch in weiteren Städten Tschechiens wird am Freitag an das Attentat erinnert.