Was wartet auf Touristen-Rollstuhlfahrer in Prag?

Für Touristen ist die Prager Altstadt eine Attraktion. Wenig Freude an den Kopfsteinpflaster-Gassen und den repräsentativen Treppenhaben allerdings die Rollstuhlfahrer in der Stadt. Wie sie sich zu helfen wissen und was sich ihrer Meinung nach ändern muss, berichtet Kilian Kirchgeßner.

Das Zauberwort für Behinderte heißt Barrierefreiheit. Denn aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers werden die kleinsten Hürden zu unüberwindlichen Hindernissen: Bordsteinkanten etwa oder die kleine Stufe vor dem Eingang des Einkaufszentrums sind ohne fremde Hilfe nicht zu meistern. In der tschechischen Hauptstadt befasst sich die die Organisation der Prager Rollstuhlfahrer mit dieser Problematik. Die Vorsitzende Zdenka Hanakova erklärt:

"Zwar gibt es das seit vorigem Jahr novellierte Gesetz, in dem die Zugänglichkeit von öffentlichen Gebäuden auch für Behinderte eindeutig vorgeschrieben ist. Aber es gibt immer noch viele Ausnahmen, nach denen man die Vorschriften umgehen kann, zum Beispiel bei denkmalgeschützten Gebäuden."

Trotzdem: dass die Situation seit der wende deutliche geworden ist, darin sind sich Behindertenverband und Sozialministerium einig. Weil noch vor 1989 Rollstuhlfahrer quasi nicht im Straßenbild auftauchten, musste der Kampf um ein barrierefreies Land vor gut 13 Jahren von Null an beginnen. Auch heute noch sind Investitionen gerade im öffentlichen Nahverkehr dringend nötig: Per U-Bahn ist die Prager Innenstadt für Rollstuhlfahrer fast nicht zu erreichen, weil die zentralen Metrostationen so alt sind, dass sie noch keinen Aufzug haben. Auch Straßenbahnen sind für körperlich Behinderte über Haupt nicht zugänglich. So bleiben den Rollstuhlfahrern hauptsächlich Busse. Auf fast allen Linien fahren teilweise moderne Niederflur-Fahrzeuge, hinter deren Türen keine Stufe stört. Solche Informationen trägt sie Prager Rollstuhlfahrer-Organisation seit Jahren in Fleißarbeit zusammen. Wo ist welche Behörde und welches Geschäft zugänglich, wie kommt man am besten von A nach B? Die Ergebnisse dieser Recherchen hält der Verein auf eine Daten-CD fest, die es auch auf Deutsch und Englisch gibt. Ein besonderes Schmankerl für Touristen sind drei barrierefreie Rundgänge durch Prags Altstadt, die auf der CD vorgestellt werden. Einen weitern Service für behinderte Touristen beschreibt Zdenka Hanakova:

"Viele machen sich anfangs Sorgen, wie sie in Prag klar kommen sollen. Aber wir bieten an, sie am Flughafen mit speziellen Minibussen abzuholen, ein geeignetes Hotel zu suchen und ihnen bei Bedarf in der Stadt zu helfen. Bis jetzt waren alle hinterher sehr angenehm überrascht, wie gut de ganze Urlaub funktioniert hat."

Interessenten können im Internet direkt mit dem Verein Kontakt aufnehmen unter www.pov.cz.