Weihnachtsmärkte 2021: Beschränkter Verkauf und Alkoholausschank-Verbot
Adventszeit – damit verbinden auch in Tschechien viele Menschen den Besuch eines Weihnachtsmarktes einschließlich dem Glühweintrinken und der Darbietung kleinerer vorweihnachtlicher Programme im Freien. Die Märkte aber hat die Regierung weitgehend untersagt, als eine ihrer Antworten auf die aktuelle Welle der Corona-Epidemie.
Auf dem Altstädter Ring in Prag war alles vorbereitet: Nach dem Totalausfall im vergangenen Jahr erstrahlte der dortige Weihnachtsmarkt wieder im adventlichen Glanz. Doch ehe ihn seine Besucher so richtig in Besitz nehmen konnten, mussten die Buden schon wieder abgebaut werden. Die Verordnung der Regierung ließ den Betrieb nicht zu.
In anderen tschechischen Städten reagierte man etwas gelassener auf die Weisung des Staates. Man prüfte genau, was konkret verboten, andererseits aber noch erlaubt ist. So wie im mährischen Kroměříž. / Kremsier. Dazu sagte Bürgermeister Jaroslav Němec (parteilos):
„Wir hatten ein viel reichhaltigeres Programm geplant. Jetzt aber mussten wir alle kulturellen Aktionen absagen. Nichtsdestotrotz geht aus der Verordnung der Regierung hervor, dass auf öffentlichen Plätzen Weihnachtsbäume und weihnachtliche Utensilien verkauft werden dürfen. Daher können bei uns neben den Bäumen auch Mistelzweige, Weihnachtskerzen, Dekoration und Ähnliches angeboten werden.“
Genauso wie in Kroměříž reagierte man beispielsweise im westböhmischen Kurbad Mariánské Lázně / Marienbad. Auch dort wurde das Angebot beschränkt auf die weihnachtlichen Waren, zudem öffnet der Weihnachtsmarkt neben der Kolonnade nur an den Adventswochenenden, wie Bürgermeister Martin Kalina (Piratenpartei) informierte.
Im unweit gelegenen Plzeň / Pilseň hat man den betroffenen Händlern sogar ganz konkret geholfen. Das Rathaus des zentralen Stadtteils kaufte ihnen einige ihrer zum Teil schnell verderblichen Waren ab. Stadtteil-Bürgermeister David Procházka (Partei Ano):
„Die Lebkuchen haben wir bei öffentlichen Veranstaltungen an die Bürger verschenkt, und verschiedene Käsesorten haben wir zu karitativen Zwecken weitergereicht.“
Im südböhmischen Tábor hat der Pfarrer der Kirche des heiligen Philipp und Jakob eine adventliche Benefizaktion organisiert. Dabei konnte unter anderem Šárka Dunavská ihre handgemachten Stickereien verkaufen, die sie seit Juni für den Weihnachtsmarkt gefertigt hatte. Am Ende kamen 15.000 Kronen (knapp 600 Euro) zusammen. Von diesem Erlös war auch Pfarrer Alois Sassmann angetan:
„Mich hat das erfreut. Denn es war zu sehen: Wenn die Menschen freigiebig sein sollten, dann sind sie es auch.“
Doch es gibt nicht nur Erfreuliches zu berichten, was die Durchführung der eingeschränkten Weihnachtsmärkte betrifft. Besonders bei der Umsetzung des Alkoholverbots im Freien gab es Probleme. So wurden im mährischen Zlín gleich am ersten Tag des Marktbetriebs von der Polizei 17 Fälle gemeldet, bei denen gegen dieses Verbot verstoßen wurde. Der Hauptmann des gleichnamigen Kreises ist Radim Holiš (Partei Ano). Er kritisierte die Stadtverwaltung für die laxe Überwachung der Verordnung:
„Seit Beginn des Weihnachtsmarkts in Zlín wird dort Alkohol konsumiert, was jetzt beschränkt ist. An einem Nachmittag wurden zirka 15 Verstöße registriert, das Verbot wird also nicht eingehalten. Die Probleme entstehen, weil der Magistrat der Stadt die Vorgänge anhand Paragraf 33 des Krisengesetzes nicht überwacht.“
Oberbürgermeister Jiří Korec (Partei Ano) wehrte sich gegen die Vorwürfe mit diesen Argumenten:
„Wir haben Schritte dazu eingeleitet, dass Alkohol nur in Flaschen verkauft werden darf – und eben auch als Geschenk. Keinesfalls darf er in Trinkbechern ausgeschenkt und vor Ort getrunken werden. Also abgefüllt ja, aber nicht als Schankware.“
Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Und so kommt es auf nicht wenigen ehemaligen Weihnachtsmärkten in Tschechien nicht selten zu der skurrilen Situation, dass ihre abgespeckte Form als Bauernmarkt etikettiert wird. Und mancherorts wird auch Glühwein ausgeschenkt in Bechern, auf denen geschrieben steht: „Nicht für den Verzehr vor Ort bestimmt“. Und auf dem Marktplatz in Pilsen, wo jetzt fast alle Buden geschlossen sind, kann man zur Adventszeit zumindest die aufgebauten Karussells nutzen.