Weniger Häftlinge in den tschechischen Gefängnissen

Unruhen und Aufstände, überfüllte Gefängnisse, auf einen freien Platz wartende Verurteilte. So sah das Bild der tschechischen Gefängnisse im vergangenen Jahr aus. Mit einem Durchschnitt von 220 Häftlingen auf 100 000 Einwohner lag Tschechien in den Statistiken bei Ländern wie Russland, Ukraine oder USA. Doch dieses Jahr ist eine positive Entwicklung zur Senkung der Anzahl der Häftlinge zu verzeichnen. Dagmar Keberlova berichtet.

Die durchschnittliche Anzahl der Häftlinge in den Ländern der EU liegt ca. bei 100 Häftlingen pro 100 000 Einwohner. In Tschechien waren es vor kurzem noch 220. Der eingeschlagene Trend bewegt sich hin auf den EU üblichen Durchschnitt, versicherte gegenüber Radio Prag Kamila Meclova, die Direktorin der Strafanstalten in der Tschechischen Republik:

"Die tschechischen Strafanstalten spiegeln die positiven Änderungen im Strafvollzug in der Tschechischen Republik wider. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir um 2000 Häftlinge weniger. Es fehlen aber immer noch 1600 Plätze bei der Kapazitätsnorm 3,5 Quadratmeter, wobei die EU Norm von ca. 6 Metern spricht."

Auch in Zukunft wird es also an Quadratmetern mangeln, fügt die Direktorin Meclova hinzu. Doch wichtig seien die bereits begonnenen Veränderungen, die Hand in Hand gehen soll mit der Änderung des Strafgesetzes und der Novelle der Strafordnung, die im Januar kommenden Jahres in Kraft treten soll. Laut der Novelle werden die Richter im Falle von Tätern von weniger schweren Straftaten über alternative Strafen entscheiden können, die in Freiheit abgeleistet werden. Die alternativen Strafen sollen die Anzahl der Häftlinge erheblich senken. Dies ist auch notwendig, um weitere Unruhen zu vermeiden. Nach den großen Unruhen im Januar letzten Jahres wurden einige Teilmaßnahmen vorgenommen, doch ab und zu kommt es noch zu Aufständen geringeren Umfangs. Viermal kam es dieses Jahr dazu, dass durch eine über 20 Menschen zählende Gruppe das Essen abgelehnt wurde, sagte Direktorin Meclova:

"Wir verstehen, dass dort, wo die Gefängnisse nach wie vor überfüllt sind, noch eine gewisse Unzufriedenheit herrscht. In dem kleinen Lebensraum entstehen leicht Konflikte. Es gibt noch einige Gefängnisse, die mit diesen Schwierigkeiten kämpfen, hier hängt es von den finanziellen Möglichkeiten ab."

Die breitere Anwendung von alternativen Strafen begrüßt auch der Tschechische Helsinki Ausschuss, der die Verhältnisse in den tschechischen Strafanstalten langfristig verfolgt. Ohne Alternativstrafen sei eine niedrigere Zahl der Häftlinge nicht zu erreichen.