Wenn sich die Helden Urlaub nehmen - in Prag beginnt das 7. Dokumentarfilmfestival zu Menschenrechten "Jeden Svet 2005"

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Ein Balkon mit Wäschenleinen vor dem Abendhimmel. Im Wind trocknet ein blauer Overall mit rotem Umhang, auf der Brust das bekannte geschwungene S: Superman hat Waschtag. Schon das Plakat des am Mittwoch in Prag eröffneten Dokumentarfilmfestivals "Jeden Svet" (Eine Welt) macht deutlich, dass die Filme die Zuschauer in Regionen führen, in denen die Hollywood-Helden nicht mehr anzutreffen sind. Thomas Kirschner berichtet.

Die 120 Filme aus 35 Ländern beleuchten vielmehr vergessene Krisengebiete der Welt, aber auch Bereiche im eigenen Land, vor denen die Gesellschaft die Augen verschließt. Es geht aber nicht nur um Not und Leiden: Im Mittelpunkt stehen die Menschen auf dieser einen Welt mit ihrem Leben und ihren Rechten. Die Superhelden haben derweil Urlaub. Inzwischen geht das Festival, das am Mittwoch in Prag begann und mit ausgewählten Filmen durch die ganze Republik tourt, in den siebten Jahrgang. Organisiert wird es von der tschechischen Hilfsorganisation "Mensch in Not". Karel Strachota, einer der Veranstalter, berichtet, wie alles begann.

"Wir von der Organisation `Mensch in Not´ versuchen schon seit zwölf Jahren dort zu helfen, wo wir glauben, dass Hilfe einen Wert hat. Und vor sieben Jahren haben wir uns gesagt, dass es gut wäre, neben dieser Hilfe auch die tschechische Gesellschaft mit der Lage in diesen Ländern bekannt zu machen. Das war eigentlich der Anfang des Festivals - das heißt, Kenntnisse über die Regionen zu vermitteln, in denen sich regelmäßig unschöne Dinge zutragen."

Das Festival gehört mittlerweile zu den renommiertesten in Tschechien. Es will zugleich zeigen, dass engagierte, sozial orientiere Filme keineswegs langweilig sein müssen - ja dass ganz im Gegenteil Dokumentarfilme im Vergleich zu Spielfilmen gegenwärtig sogar das ästhetisch spannendere Genre sind. Der Sonderpreis des Festivals, über den traditionell Ex-Präsident Vaclav Havel entscheidet, geht an den kanadischen Regisseur Paul Cowan für seinen Film "The Peacekeepers" über den Einsatz von UN-Blauhelmsoldaten im Kongo. Karel Strachota vom Veranstaltungsteam hat den Film bereits gesehen.

"Der Film beschreibt die Situation im Kongo, wo es im letzten Jahr zu Ereignissen kam, die entfernt an die Situation vor zehn Jahren in Ruanda erinnern. Dort war es damals innerhalb von wenigen Monaten zu einem Genozid von enormen Ausmaßen gekommen - fast eine Million Menschen sind damals in ein paar Monaten umgebracht worden."

Die Weltgemeinschaft hat damals von den Ereignissen nur wenig mitbekommen - der Irak-Krieg beanspruchte fast alle Aufmerksamkeit. Das Festival "Jeden Svet" möchte mit dazu beitragen, solchen vergessenen Regionen der Welt ein wenig Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.