Wer sind die Kandidaten für die tschechische Präsidentschaftswahl 2023?

Insgesamt neun zugelassene Bewerber gibt es für die Nachfolge des tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman. In der zweiten Dezemberwoche hat das Oberste Verwaltungsgericht dabei noch einmal in die Liste eingegriffen. Wer also sind die Kandidaten, die am 13. und 14. Januar 2023 gegeneinander antreten?

Andrej Babiš

Andrej Babiš | Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

Der Unternehmer und Milliardär Andrej Babiš (68 Jahre) ist der im Ausland wohl bekannteste Bewerber. Der Gründer des Konzerns Agrofert war von 2017 bis 2021 tschechischer Premier und zuvor bereits Finanzminister. Ursprünglich kommt Babiš aus der Slowakei. Vor der politischen Wende von 1989 war er Mitglied der Kommunistischen Partei. Bis heute weist er die Vorwürfe zurück, informeller Mitarbeiter der tschechoslowakischen Staatssicherheit gewesen zu sein. In seinen politischen Positionen lässt sich Andrej Babiš als liberal-populistisch bezeichnen.

Jaroslav Bašta

Jaroslav Bašta | Foto: René Volfík,  Tschechischer Rundfunk

Der frühere Minister und Diplomat Jaroslav Bašta (74 Jahre) ist Kandidat der migrationsfeindlichen Rechtsaußenpartei „Freiheit und direkte Demokratie“ (SPD). Als studierter Archäologe engagierte sich Bašta zu kommunistischen Zeiten in der tschechoslowakischen Dissidentenbewegung und unterzeichnete die Menschenrechtsinitiative Charta 77. In den 1990er Jahren ging er in die Politik und übernahmen im Kabinett des sozialdemokratischen Premiers Miloš Zeman den Posten des Ministers ohne Portefeuille. Später war Bašta tschechischer Botschafter in Russland und in der Ukraine.

Karel Diviš

Karel Diviš | Foto: Alena Ludvíková,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Der Unternehmer Karel Diviš (46 Jahre) arbeitete von 1995 bis 2016 als Sportjournalist beim öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen. 2001 gründete er die Firma IDC-softwarehouse, die das erste Online-Verkaufsportal für Flugtickets im östlichen Mitteleuropa schuf. In den vergangenen Jahren hat Diviš vor allem Software entwickelt, Datenzentren geleitet und Informationstechnologien für Firmen verwaltet.

Pavel Fischer

Pavel Fischer | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International

Der parteilose Senator Pavel Fischer (57 Jahre) hat früher den tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel beraten. Später war er unter anderem Botschafter in Frankreich und leitete zudem das Meinungsforschungsinstitut Stem. Fischer trat bereits bei den Präsidentschaftswahlen 2018 an und wurde dort Dritter mit zehn Prozent der Stimmen. Fischer vertritt konservative politische Positionen.

Marek Hilšer

Marek Hilšer | Foto: Jessica Petrů,  Tschechischer Rundfunk

Der parteilose Senator Marek Hilšer (46 Jahre) hat auch bereits bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen kandidiert. Damals wurde er Fünfter mit insgesamt neun Prozent der Stimmen. Hilšer hat Medizin und internationale Beziehungen studiert und viele Jahre als Arzt gearbeitet. Er engagiert sich im Kampf gegen Krebs und hat schon vor dem russischen Angriff vom Februar dieses Jahres die Ukraine unterstützt.

Danuše Nerudová

Danuše Nerudová | Foto: Karkanoid1991,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Danuše Nerudová (43 Jahre) ist die einzige Frau, die für das höchste Staatsamt kandidiert. Von 2018 bis 2022 war sie Rektorin der Mendel-Universität in Brno / Brünn. Während der Corona-Pandemie gründete Nerudová das unabhängige Wirtschaftsberatungsgremium KoroNERV-20. Gesellschaftlich engagiert sich Nerudová für ein gerechtes Rentensystem.

Petr Pavel

Petr Pavel | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International

Der Armee-General im Ruhestand Petr Pavel (61 Jahre) war von 2015 bis 2018 als erster Militär aus den Ländern des früheren Warschauer Paktes Vorsitzender des Nato-Militärausschusses. Zuvor hatte er den Generalstab der tschechischen Armee geleitet. Petr Pavel begann seine militärische Karriere bereits zu kommunistischen Zeiten. Wie Babiš war auch er vor der politischen Wende von 1989 Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei.

Josef Středula

Josef Středula | Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik

Der Gewerkschafter Josef Středula (55 Jahre) leitet seit 2014 den Gewerkschaftsdachverband ČMKOS. Davor war er Vorsitzender der Metallgewerkschaft Kovo. Středula, der als linksgerichteter Kandidat seine nicht-kommunistische Vergangenheit betont, hat Vorwürfe zurückgewiesen, seine Funktion als Gewerkschaftsboss für seine Präsidentschaftskampagne zu missbrauchen.

Tomáš Zima

Tomáš Zima | Foto: Marián Vojtek,  Tschechischer Rundfunk

Der Arzt und Biochemiker Tomáš Zima (56 Jahre) war von 2014 bis 2022 Rektor der Prager Karlsuniversität. Auch er gehört zu jenen Kandidaten, die eine kommunistische Vergangenheit haben und früher der KPTsch angehörten. 2019 musste er an der Uni ein von ihm gegründetes tschechisch-chinesisches Zentrum schließen, nachdem herausgekommen war, dass dieses Geld von der chinesischen Botschaft in Prag erhielt.

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