In wessen Händen sind tschechische Printmedien?
Nur noch wenige tschechische Zeitungen und Zeitschriften sind tatsächlich noch tschechisch. In diesem Sommer sind es noch ein paar weniger geworden. Grund dafür ist der Wiedereinstieg des norddeutschen Axel-Springer-Verlages in den Pressemarkt des Landes, der sich zuvor aus Tschechien zurückgezogen hatte. Mehr dazu von Danilo Höpfner.
Der Hamburger Axel Springer Verlag kommt also wieder nach Tschechien zurück. Der deutsche Mediengroßkonzern erwarb vor wenigen Tagen 75 Prozent der Anteile am Automobilzeitschriftenverlag Automedia a.s. Praha vom tschechischen Industriellen Antonín Charouz, teilte die Pressesprecherin des Verlages, Birgit Mertin. Vor über einem Jahr hatte sich der Verlag zunächst aus Tschechien weitestgehend zurückgezogen und seinen 49prozentigen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen mit dem schweizerischen Ringier Verlag aufgegeben, da sich Springer nur noch auf Unternehmen konzentrieren wolle, in denen er über Mehrheiten verfügt. Die Entscheidung fiel zunächst überraschend, da Springer damit profitable Produkte, wie die auflagenstarke Boulevardzeitung Blesk, die Fernsehzeitschrift Televize und das größte tschechische Nachrichtenmagazin Týden (Die Woche) aufgab. Damals teilte die Pressestelle in einem Gespräch gegenüber Radio Prag mit, dass man über den Aufbau, neuer, eigener Aktivitäten in Tschechien nachdenke.
In dem nun Springer-eigenen Verlag erscheint unter anderem die wöchentliche Zeitschrift "Svet Motoru" (Motorwelt) und das 14- tägige Magazin "Autotip", ein Ableger der deutschen "Auto Bild". Hinzukommen noch zwei Jugendtitel, Popcorn und Top dívky, die Axel Springer über ein zweites tschechisches Tochterunternehmen, nämlich Springer Young Mediahouse, auf den Markt wirft. Geplant seien auch weitere Aktivitäten, um das Engagement in Tschechien auf eine wirtschaftliche Basis zu stellen, heisst es bei Springer.
Spekuliert wurde bereits damals, nach dem Rückzug aus dem Gemeinschaftsunternehmen Springer-Ringier, über eine neue Tageszeitung für Tschechien im Boulevardformat. Diese Träume dürften sich allerdings für die nächste Zeit erübrigt haben. Vor wenigen Monaten brachte der tschechische Verlag eMedia die zweite tschechische Boulevardzeitung mit dem Titel super auf den Markt und kam Springer damit eine Nasenlänge zuvor.