„Wettkampf der Zauberkünstler“: Verschollener Film in Prag wiederentdeckt
Ein verschollener Film des französischen Illusionisten und Filmpioniers George Méliès wurde in Prag entdeckt. Mehr als hundert Jahre nach seiner Entstehung wurde „Match de prestidigitation“ / „Wettkampf der Zauberkünstler“ in dieser Woche vom Nationalen Filmarchiv präsentiert.
„Méliès ist einer der Gründerväter der Weltkinematographie. Daher wäre auch die Entdeckung nur eines Filmfelds von ihm von Bedeutung. Und wir haben einen fast ganzen, unbekannten Film entdeckt. Das lässt sich mit dem Fund einer unbekannten Zeichnung von Leonardo da Vinci vergleichen.“
Das Archiv bekam den Film als Spende von einem privaten Sammler. Der geschenkte Filmband enthielt drei Streifen und trug die Bezeichnung „Les transmutations imperceptibles“. Dabei handelt es sich um ein bekanntes Werk von Méliès von 1904.„Als wir die Schachtel geöffnet haben, ist uns klar geworden, dass es sich nicht um diesen Film handeln kann. Auf dem Band waren völlig andere Bilder zu sehen.“
Soweit die französische Filmrestauratorin Jeanne Pommeau vom Prager Filmarchiv. Die Forscher begannen eine Fahndung:
„Als wir uns den Film angesehen haben, haben wir festgestellt, dass es sich doch um ein Werk von Méliès handelt. Erstens weil Méliès selbst im Film mitgespielt hat. Zweitens dank einem Copyrightzeichen in der Bildmitte und drittens dank einem Photogramm am Ende des Films. Dieses wurde von Méliès ebenfalls zur Kennzeichnung des Urheberrechts genutzt und gibt das Datum 1904 an.“
Das war der erste Schritt zur Identifikation. Es folgten Recherchen in Drehbüchern und Katalogen. Es bestätigte sich die Hypothese, dass es sich um den „Wettkampf der Zauberkünstler“ handelt.„Der Film galt als verschollen, und zwar seit den 1980er Jahren, als umfangreiche Recherchen nach den verschwundenen Filmen durchgeführt wurden. Man hat ihn höchstwahrscheinlich seit hundert Jahren nicht gesehen.“
Auf dem Filmband finden sich auch zwei weitere Streifen: Die Socke/La Chaussette aus den Filmstudios Pathé vom Jahr 1905 und Amoureux de Madame von 1909, produziert von Gaumont. Wann sie zusammengeklebt wurden, weiß man nicht. Es wird angenommen, dass die Filme nach 1910 in einem Wanderkino aufgeführt wurden, beziehungsweise dass ein späterer Besitzer sie zusammenbrachte. Das Filmarchiv will sie nun gemeinsam präsentieren. Die erste Möglichkeit bietet sich in zwei Wochen, sagt der Archivleiter Michal Bregant:
„Die Zuschauer können die Streifen am 25. Oktober im Kino Ponrepo sehen. Wir wollen eine Méliès-Auswahl präsentieren. Dabei wird auch dieser neu entdeckte Film der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.“Das Prager Filmarchiv ist eines der zehn ältesten und größten Filmarchive der Welt. Es besitzt neben nationalen Filmproduktionen auch eine reiche Sammlung ausländischer Kinematographie. Besonders wertvoll sind die Filme aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Dazu gehören auch 22 Werke von George Méliès.