Widerstand geleistet – Kirche gedenkt geistlicher Opfer der Nazi-Zeit

Foto: Barbora Kmentová

Viele katholische Priester und Ordensmitglieder tschechischer Herkunft wurden während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis ermordet. In diesen Tagen wird an unterschiedlichen Orten hierzulande an sie erinnert. Die Namen dieser Geistlichen, die in die KZs verschleppt wurden, werden am Sankt-Wenzel-Tag öffentlich vorgelesen.

Das Buch von Bedřich Hoffmann
Das Projekt mit dem Titel „Naši pastýři 1938-1945“ (zu Deutsch „Unsere Hirten 1938-1945“) entstand im Militärmuseum von Loučka / Kleinwiese. Das Museum, das nahe des mährischen Vizovice / Wisowitz liegt, dokumentiert unter anderem das Schicksal der Geistlichen aus der Region während des Zweiten Weltkriegs. Zum Gedenken an die Nazi-Opfer aus den Reihen der Geistlichen wurden die Mitarbeiter des Museums durch Bedřich Hoffmann inspiriert. Der katholische Priester hatte das KZ Dachau überlebt und beschrieb in einem Buch das Schicksal von zahlreichen Geistlichen, die dort gestorben sind. Die Mitarbeiter des Museums ergänzten diese Liste um die Namen weiterer Priester, die in andere KZs verschleppt wurden. Bisher umfasst die Liste 325 Namen. Josef Kořenek vom Museum in Loučka.

„Wir suchen nach den Namen weiterer katholischer Persönlichkeiten und denken, dass wir von den Pfarreien und Ordensgemeinschaften noch Informationen bekommen werden. Die Namen der Priester und Geistlichen, die in den KZs ermordet wurden, werden an 70 Orten Tschechiens vorgelesen. Das große Interesse der Pfarreien an der Aktion freut mich sehr. Ich halte es für wichtig, dass die Namen gerade am Staatsfeiertag, dem Sankt-Wenzel-Tag erklingen.“

Josef Kořenek  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Über die konkrete Form des Gedenkens entscheiden Kořenek zufolge die Pfarreien selbst. In Kyjov werden beispielsweise die Namen beim Gebet vor dem Kreuzweg vorgelesen. Im Benediktinerstift in Prag werden sie im Rahmen eines St.-Wenzel-Zyklus an drei Abenden erklingen. Man wolle die Gedenkveranstaltungen gerne zu einer Tradition werden lassen, sagt Kořenek.

„Es ist schade, dass die Öffentlichkeit gar nichts weiß über das Schicksal vieler mutiger Geistlicher während der nationalsozialistischen Besatzung. Viele Priester waren im Widerstand aktiv wie beispielsweise der Dominikaner Jiří Maria Veselý, der in Italien gegen die Nazis gekämpft hat. Wir bemühen uns darum, dies den Menschen zu vermitteln.“

Dominik Duka  (Foto: ČT24)
Die Schirmherrschaft über das Projekt des Museums hat Kardinal Dominik Duka übernommen, der besonderes Verständnis dafür hat:

„Ich bin ein Kriegskind. Mein Vater flüchtete während des Kriegs nach England, wo er bei der Royal Air Force diente. Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs berühren mich also persönlich. Ich hatte die Möglichkeit zu erfahren, dass die katholischen Geistlichen während der Nazi-Okkupation und während des Kommunismus in den 1950er Jahren Widerstand geleistet haben. Wichtig ist, dass die katholische Kirche auf der Seite der Tschechoslowakei stand und sich für die Demokratie und Freiheit eingesetzt hat. Davon zeugt die Teilnahme katholischer Priester an der Londoner Exilregierung, Monsignore Jan Šrámek war Ministerpräsident.“

Demnächst soll laut Dominik Duka ein Buch mit dem Titel „Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ erscheinen. In dieser Enzyklopädie werde das Schicksal der Märtyrer aus der Nazi-Zeit und während des Kommunismus beschrieben.

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