Wie sorgt der Staat für geisteskranke Leute?

In der Behandlung von geistig behinderten Personen wurde in den letzten 12 Jahren vieles erreicht, es gibt aber immer noch wesentliche Mängel sowohl in der Legislative als auch in der konkreten Qualität der Pflege. Dies wird in einem Bericht festgestellt, den das Prager "Zentrum für die Entwicklung der Geistesgesundheitspflege" im Auftrag der UNO erarbeitet hat. Markéta Maurová weiß mehr dazu.

Trotz allen Veränderungen, die in den letzen Jahren erreicht wurden, hat sich Tschechien den Normen, die in einem Plan der WHO für das 21. Jahrhundert festgelegt werden und z.B. in der EU gelten, nur teilweise angenähert. Herr Doktor Jan Pfeiffer, der Direktor des "Zentrums für die Entwicklung der Geistesgesundheitspflege", sagt dazu:

"Es gibt bei uns immer noch eine relativ große Zahl an Betten in den psychiatrischen Heilanstalten und andererseits wenig Dienstleistungen direkt in Kommunitäten, die den langfristig kranken Personen ermöglichen, dort zu leben, wo sie wollen."

Im Bericht wird weiter konstatiert, dass von unten vieles getan wurde und die Limits, die eine sozusagen spontane Reform erreichen kann, ausgeschöpft wurden. Nun liegt es an der Regierung, eine klare Politik festzulegen. Das Gesundheitsministerium hat bereits 1992, in Zusammenarbeit mit Psychiatrie-Experten, dem Zentrum und anderen Organisationen das sog. "Konzept des Fachbereichs Psychiatrie" erarbeitet. In diesem Dokument wurde zwar ein breiter Konsens erzielt, es hat aber keine klare rechtliche Geltung.

"Eine weitere Dimension ist die Frage der Menschenrechte. Man kann bei uns von keiner groben Verletzung der Menschenrechte bei der Pflege von geisteskranken Personen sprechen, es müssen aber viele feinere Fragen gelöst werden: Wie etwa die Frage der unfreiwilligen Krankenhauseinweisung oder der Entmündigung."

Es existieren große Mängel, trotzdem wurde in den letzten 12 Jahren aber auch viel Positives erreicht:

"Wir hatten 1990 etwa 15 Tausend psychiatrische Betten und diese Zahl begann in großen Anstalten zu sinken. Parallel dazu entstanden alternative Einrichtungen, wie geschütztes Wohnen, geschützte Arbeitsmöglichkeiten usw., einfach Einrichtungen, die ermöglichen, dass die geistig behinderten Leute normal leben können und nicht am Rande der Gesellschaft quasi unter Gefängnis-Bedingungen leben müssen. Außerdem sind sich die Klienten selbst ihrer Rechte besser bewusst geworden. Es entwickelt sich eine Elternbewegung, die eine sehr bedeutende Rolle bei der Bildung der öffentlichen Meinung spielt. Kenntnisse wurden wesentlich erweitert, es gibt hier viele neue Methoden wie etwa die psychiatrische Rehabilitation, Psychotherapie usw. Und wenn Sie Heilanstalten besuchen, nehmen Sie eine weit menschlichere Behandlung und ein weit weniger demütigendes Verhalten als früher wahr."