Vor 120 Jahren fiel der Entschluss zum Bau der Psychiatrischen Heilanstalt Bohnice

Psychiatrische Heilanstalt Bohnice

Das Gelände mit einer Fläche von 303 Hektar und 28 Gebäuden ist heute eine Oase der Ruhe am Stadtrand von Prag. Zeitweise wurden in der Klinik Bohnice bis zu 2500 Patienten behandelt.

Psychiatrische Heilanstalt Bohnice | Foto: Český svět,  10. 9. 1909

Die rasante industrielle Entwicklung und die großen gesellschaftlichen Veränderungen im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert führten dazu, dass mehr Menschen als zuvor an psychischen Störungen litten. Am 12. November 1903 beschloss der Landesausschuss des Königreichs Böhmen deshalb, eine neue Einrichtung für erkrankte Menschen in Bohnice bauen zu lassen. Das damalige Dorf wurde 1922 dann in Prag eingemeindet.

Neben mehreren Dutzend Heilpavillons wurden damals auch die technischen Voraussetzungen für die Klinik geschaffen: Es entstanden Wassertürme, Heizungskeller, ein Elektrizitätswerk, Küchen, Wäscheräume, Lager, Werkstätten, Sektionssäle, Büros, Wohnbauten, ein Gutshof und ein eigener Friedhof mit Platz für die sterblichen Überreste von 4100 Menschen.

Psychiatrische Heilanstalt Bohnice  (1927) | Foto: Světozor,  14. 4. 1927
Václav Roštlapil  (1885) | Quelle:  Zlatá Praha,  1894-5,  č. 40/Akademie der Wissenschaften,  public domain

Architekt der Anlage war Václav Roštlapil, der seiner Zeit sehr renommiert war. Mit seinen Entwürfen zeichnete er etwa für die Straka-Akademie und die Akademie der Bildenden Künste in Prag verantwortlich, aber auch für eine Nervenklinik in Wien. Diese Einrichtung sowie die Institution in Bohnice waren damals die größten und modernsten Anstalten ihrer Art in Österreich-Ungarn.

Roštlapil fertigte auch die Entwürfe für die Kirche des Heiligen Wenzel an, die auf dem Gelände errichtet wurde. Nachdem das Jugendstil-Gotteshaus zu kommunistischen Zeiten als Lagerhalle missbraucht wurde, erfüllt es heute wieder seinen ursprünglichen Zweck.

Hippotherapie, Musiktherapie und zahlreiche Festivals

Psychiatrische Heilanstalt Bohnice | Foto: Lenka Žižková,  Radio Prague International

Auf dem Areal der Psychiatrischen Klinik werden heute Menschen mit unterschiedlichen Beschwerden behandelt. Es gibt etwa einen Fachbereich für Gerontopsychiatrie sowie einen für die Behandlung von Suchterkrankungen. Zur Verfügung stehen auch mehrere therapeutische Werkstätten, zum Beispiel für Keramik, Korbflechten, Kerzenherstellung, Buchbinderei oder Holzverarbeitung. Die Patienten können zum Beispiel Hippo- oder Musiktherapien in Anspruch nehmen. Auf dem Gelände befindet sich zudem das Theater Za plotem (Hinterm Zaun), in dem ein vielfältiges Kulturprogramm angeboten wird. Im Krankenhausareal finden mitunter auch Musikfestivals statt, so etwa das Festival „Babí léto“ (Altweibersommer) oder die Theaterschau „Mezi ploty“ (Zwischen den Zäunen).

Das gesamte Klinikareal ist heute als nationales Kulturdenkmal geschützt.

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