Wie süß schmeckt Europa?

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Eine Konditorei im niederösterreichischen Waidhofen an der Ybbs wurde vergangenen Freitag zur nachbarschaftlichen Begegnungsstätte: Schüler - einige von ihnen waren extra aus Südböhmen angereist - diskutierten mit dem österreichischen Europastaatssekretär Hans Winkler über die Zukunft der Europäischen Union. Unser Mitarbeiter Filip Cerny hat vor Ort Stimmen eingefangen, Gerald Schubert hat den folgenden Beitrag gestaltet.

Karl Piaty aus Waidhofen an der Ybbs ist Konditor von Beruf. Teile seiner Internetseite sehen aber eher aus wie eine europapolitische Diskussionsplattform. EU-Politik und grenzüberschreitende Zusammenarbeit liegen Herrn Piaty am Herzen, und so organisiert er manchmal nachbarschaftliche Treffen - zum Kennlernen und zum Debattieren. Vor allem die jüngere Generation will er für die Idee Europas begeistern:

"Es ist heute ganz wichtig, etwas für die Jugend zu machen. Die Jugend muss wieder zusammenwachsen! Viele Probleme in der EU sind in erster Linie Probleme der älteren Generation, die viel Schweres erlebt und kein Vertrauen mehr hat. Wir müssen im Kleinen versuchen, dieses Vertrauen neu herzustellen. Das geht nur mit der Jugend und mit wirklich menschlichen Veranstaltungen. Nur so können wir in Europa etwas weiterbringen."

Vergangenen Freitag lud Piaty mehrere Schülergruppen zu einer Diskussion mit Staatssekretär Hans Winkler nach Waidhofen an der Ybbs. Was erwarten die Jugendlichen sich von der EU?

"Ich rechne vor allem mit Vorteilen fürs künftige Studium und möchte gerne einmal eine Universität im Ausland besuchen", sagt eine Schülerin aus dem südböhmischen Ceske Budejovice / Budweis.

"Ich finde es gut, dass ich später einmal ohne Probleme im europäischen Ausland arbeiten kann. Aber zu viele Normen werden in Brüssel aufgestellt", sagt ein anderer Schüler aus Budweis. Und eine vierte Kollegin betrachtet die Sache eher außenpolitisch: Die Kommunikation zwischen den Ländern habe sich verbessert, glaubt sie.

Überwiegend Aufgeschlossenheit und Neugierde also vonseiten der tschechischen Schülerinnen und Schüler. Hans Winkler, Staatssekretär im österreichischen Außenministerium, meint trotzdem, dass es zwischen der Bevölkerung und den Institutionen der EU noch beträchtliche Kommunikationsdefizite gibt:

"Ich unterhalte mich oft mit Leuten, die die Europäische Union für alles verantwortlich machen - auch für Dinge, die mit der Europäischen Union gar nichts zu tun haben. Nach dem Motto: Alles Schlechte kommt aus Brüssel, alles Gute wird zu Hause gemacht. Hier müssen auch wir Politiker mit den Bürgern besser kommunizieren. Die Europäische Union bringt den Bürgerinnen und Bürgern sehr viel. Sie wissen es oft nur nicht - und auch nicht, worin der Mehrwert dieses Europas besteht. Hier besser zu kommunizieren, das müssen wir alle lernen!"