Wild, sanft, stark: Monika Načeva vertont Underground-Poesie

Monika Načeva (Foto: Stanislav Soukup, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Sanft und stark zugleich – das ist das Markenzeichen von Monika Načeva, ihrer Stimme und ihren Texten. Einmal mehr beweist sie das auf ihrem neuen Album „Zdivočelí koně“, oder zu Deutsch: „Wilde Pferde“.

Album „Zdivočelí koně“  (Quelle: Archiv von Monika Načeva)

Auf ihrem zehnten Studioalbum widmet sich Načeva der Poesie des tschechoslowakischen Undergrounds der 1960er bis 1980er Jahre. Sie hat Gedichte vertont von Autoren, die in dieser Zeit polizeilich verfolgt, inhaftiert oder des Landes verwiesen wurden: Ivan Martin Jirous (bekannt als „Magor“ – der Irre), Vladimíra Čerepková, Václav Hrabě oder etwa Šárka Smazalová. Für den Titelsong des Albums „Zdivočelí koně“ wählte die Sängerin ein Gedicht von Pavel Zajíček. Dessen Texte hat unter anderem die Kult-Band The Plastic People of the Universe verwendet, und mit Monika Načeva verbindet ihn eine langjährige Freundschaft.

Schon zu Beginn ihrer Karriere wurde Načeva mit Patti Smith verglichen. Mit ihr teilt sie die Leidenschaft für vertonte Poesie. Den Durchbruch schaffte die 1966 geborene Sängerin mit dem Album „Možnosti tu sou“ aus dem Jahre 1994. Bereits auf ihm finden sich Gedichte in Liedform, damals aus der Feder von Jáchym Topol, mit dem Načeva seither regelmäßig zusammenarbeitet.

Monika Načeva  (Foto: Tomáš Vodňanský,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Noch weiter zurück in die tschechische Geschichte, nämlich an das Ende des 19. Jahrhunderts, ging Načeva mit ihrem Album „The Sick Rose“ von 2010. Mit elektronischer Musik unterlegt verarbeitete sie Gedichte der literarischen Bewegung Česká moderna a dekadence, der Böhmischen Moderne und Dekadenz. Dekadent geht es mitunter auch in den Underground-Texten auf „Zdivočelí koně“ zu. So heißt es etwa in einem Song „über mir der Himmel, in mir die Sünde“ – oder auf Tschechisch „nade mnou nebe, ve mne hřích“.

Für Načeva gelten keine Genregrenzen. In den drei Jahrzehnten ihres bisherigen Wirkens hat sie sich im Rock, in elektronischen Gefilden und im Hiphop, an akustischen und auch traditionelleren Liedern ausprobiert. Lange schon arbeitet sie ohne feste Band, sondern bevorzugt immer wieder neue Kooperationen und Inspirationen. Für „Zdivočelí koně“ hat sich Načeva mit dem Keyboarder David Kabzan (von der Band Rány těla) und der Drummerin Markéta Pták (sonst bei LO/VE) zusammengetan.