Gegen das Ende der Wildnis: Ein Konzert zur Rettung des Böhmerwalds

Böhmerwald (Foto: Archiv Radio Prag)

Der Böhmerwald / Šumava ist eines der letzten Gebiete mit wilder Natur in Europa. Wie wir Sie in unseren Sendungen bereits informiert haben, wird hierzulande seit Jahren heiß diskutiert, ob und wie die Wildnis geschützt werden soll. Am vergangenen Montag fand in der Prager Lucerna-Bar ein „Konzert für die Böhmerwälder Wildnis“ statt.

Monika Načeva sang für den Böhmerwald  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Band Rudovous, der Sänger und Comiczeichner Jaromír99, die Sängerin Monika Načeva und weitere Künstler sangen und spielten für den Böhmerwald. Auf einer Leinwand hinter ihnen sowie auf kleineren Bildschirm liefen Fotos und Projektionen aus dem Nationalpark. Das Konzert wurde vom Umweltverband Hnutí Duha (Bewegung Regebogen) initiiert und trug den Untertitel „Eine Bitte an die Gesetzgeber“. Während des Konzerts wandte sich Jaromír Bláha von Hnutí Duha an das Publikum:

„Danke, dass Sie alle gekommen sind. Ich danke auch den Veranstalterinnen und Veranstaltern und den Musikerinnen und Musikern. Wir können damit an das Abgeordnetenhaus appellieren, das den von den Senatoren vorgelegten Entwurf für ein Gesetz über den Nationalpark Böhmerwald erörtern wird. In den letzten Jahren kehren Wölfe auf das Gebiet der Tschechischen Republik zurück, in der Natur sind wieder Wildkatzen und Otter zu sehen. Sie zeigen uns, dass es hier Platz für eine wilde Natur gibt und dass wir lernen können, mit den Tieren, die wir einst verdrängt haben, zusammenzuleben. Der Böhmerwald ist das größte Gebiet, das der ungezähmten Natur auf einer so großen Fläche Raum bietet. Leider gibt es Interessengruppen, die anstelle der Wildnis Tausende Kubikmeter gefälltes Holz und anstelle der schönen Landschaft Baugrundstücke sehen. Es sind Firmen, die Holz fördern, Bauunternehmer und Leute, die mit Grundstücken spekulieren. Man stellt sich die Frage, warum die Politiker diesen Menschen Vorrang vor der Natur geben.“

Jaromír Bláha | Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Den Nationalpark Böhmerwald besuchen Bláha zufolge jährlich rund zwei Millionen Menschen, um dort die Natur zu genießen. Somit bringt die Wildnis laut Bláha den dortigen Bewohnern und Kleinunternehmern bereits jetzt Profite. Im Juni billigte der Senat des tschechischen Parlaments ein neues Böhmerwald-Gesetz, das noch den Abgeordneten in der ersten Kammer unterbreitet wird. Jaromír Bláha:

„Wenn die Abgeordneten den Gesetzentwurf billigen, könnten zwei Drittel der Nationalparkfläche bebaut werden. Und nicht einmal das übrige Drittel, das heute aus ungezähmter Natur besteht, wäre geschützt. Grundstücke, die sich in der Umgebung der Gemeinden befinden, würden laut dem Entwurf zu den sogenannten ´dritte Zonen´ gehören, wo gebaut werden darf. Aus dem Immobilienkataster haben wir inzwischen erfahren, dass die Baugrundstücke von Baufirmen, Immobilienbüros und Einzelpersonen bereits gekauft worden sind. Einige der Grundstücke gehören Politikern.“

Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Im Abgeordnetenhaus liegt neben dem kontroversen Gesetz auch die Petition „Für ein gutes Gesetz für den Nationalpark Böhmerwald“. Die Petition haben bislang über 42.000 Menschen unterzeichnet, die dem vom Senat vorgelegten Entwurf nicht zustimmen. Während des Konzertes war es möglich, die Petition zu unterschreiben. Der Umweltverband Hnutí Duha forderte die Besucher des Konzerts außerdem auf, sich schriftlich an die Abgeordneten zu wenden. Die Bemühungen der Naturschutzorganisation wurden inzwischen auf internationaler Ebene gewürdigt, wie der Programmdirektor von Hnutí Duha, Jiří Koželouh, während des Konzerts verriet:

Jiří Koželouh  (Foto: Archiv der Bewegung Regenbogen)
„Der Böhmerwald ist im Ausland berühmt geworden: Hnutí Duha (Bewegung Regenbogen) erhielt den EuroNaturpreis 2014, den die gleichnamige deutsche Naturschutzstiftung verleiht. Mit diesem Preis wurden zuvor Persönlichkeiten wie beispielsweise Prinz Charles ausgezeichnet.“

In der Begründung der Auszeichnung hieß es unter anderem, Hnutí Duha setze sich seit zwei Jahrzehnten vorbildlich für den Schutz des Nationalparks Böhmerwald ein. Ihr Beitrag zum Erhalt der Naturwerte entlang des „Grünen Bandes Europas“ sei beispielhaft und ihr internationales Verständnis von zivilgesellschaftlichem Engagement vorbildlich.