Winter in Tschechien: Lawinengefahr wächst - Schneeketten ein Muss

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Der so richtig verschneite Winter ließ in diesem Jahr auch in Tschechien lange auf sich warten. Doch spätestens seit der Nacht von Dienstag zu Mittwoch hat der kalte Geselle auch das Land zwischen Erzgebirge und Beskiden fest im Griff. Lothar Martin gibt einen Überblick, was man derzeit alles in den böhmischen und mährischen Gebirgen zu beachten hat.

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Schon am Montagabend lief eine Nachricht über die Ticker der Presseagenturen, die alle Skitouristen sowie die Mitglieder des hiesigen Bergrettungsdienstes wachgerüttelt haben sollte: Drei deutsche Touristinnen im Alter von 20 bis 50 Jahren waren vom Bergdienst des Riesengebirges aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet worden, nachdem sie auf einer Skilanglauftour von den ausgewiesenen Trasse abgewichen und stark erschöpft in einer schwer zugänglichen Passage des tief verschneiten Riesengebirgskamms gelandet waren. Die Frauen hätten die aktuellen Schneebedingungen unterschätzt, entsprechende Warntafeln nicht respektiert und seien in ein Gebiet vorgedrungen, in dem Lawinengefahr bestehe, sagte der Leiter des Riesengebirgsbergdienstes Adolf Kleps, nachdem man sie nach einstündiger Suche gefunden und nach weiteren drei Stunden geborgen hatte. Leider kein Einzelbeispiel im böhmischen Riesengebirge, in dem aufgrund der jüngsten starken Schneefälle inzwischen die vierte Stufe der Lawinengefahr auf der fünfstufigen internationalen Skala ausgerufen wurde. Auch im Straßenverkehr kommt man in Ost- und Nordböhmen derzeit nur mühevoll und mit Winterausrüstung voran. Die Lage an den Grenzübergängen Harrachov und Cinovec hat Rundfunkredakteur Jaroslav Plasil wie folgt geschildert:

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"Eine verschneite Fahrbahn wird vom Grenzübergang Harrachov gemeldet. Schneezungen und Verwehungen behindern auch die Verkehrswege im Erzgebirge. Der wichtige Grenzübergang Cinovec/Altenberg ist momentan passierbar. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis er von einem Lkw blockiert wird, der ohne Schneeketten unterwegs ist."

Spätestens jetzt sollten also alle Autofahrer, die durch die tschechischen Gebirge fahren müssen, die Winterausrüstung unbedingt dabei haben. Doch selbst auf dem Gleisnetz der Tschechischen Eisenbahnen (Ceské drahy) ist man vor unliebsamen Hindernissen nicht gefeit. So kamen im mährischen Altvatergebirge am Mittwochmorgen gleich zwei Züge zum Stehen, weil ihre jeweilige Strecke von umgeknickten Bäumen und abgebrochenen Ästen blockiert wurde. Dafür hatte ein vorangegangener Schneesturm gesorgt.

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Wie Klimaforscher dieser Tage wissen ließen, wird es solche Probleme in Tschechien voraussichtlich am Ende dieses Jahrhunderts schon nicht mehr geben. Aufgrund der vom Menschen selbst verursachten Erderwärmung werde sich nämlich die durchschnittliche Temperatur bis dahin um ca. drei Grad Celsius erhöhen. Das hätte zur Folge, dass man dann im Januar und Februar in Tschechien Mütze und Wintermantel gegen Regencape und Regenschirm eintauschen müsste. Schnee wäre in Europa nur noch in Höhenlagen von über 1500 Metern anzutreffen, was bedeutet, dass man hierzulande nur noch auf Kunstschnee Skisport betreiben könnte. Angesichts solcher wirklich betrüblichen Aussichten sollte man den jetzigen Winter eigentlich genießen bzw. ihm so gegenübertreten, wie er es verdient: mit Respekt und Verstand.