Eisregen und Glätte: Verkehrschaos in Tschechien
Wegen vereister Oberleitungen sind hunderte Züge stehen geblieben. In Prag und Olomouc / Olmütz fahren zudem keine Straßenbahnen, in Brno / Brünn keine O-Busse. Der Wintereinbruch hat in Tschechien am Dienstagmorgen zu chaotischen Zuständen geführt.
„Wir mussten leider in den Morgen- und Vormittagsstunden in ganz Tschechien wegen vereister Oberleitungen viele Zugverbindungen streichen. Die größten Schwierigkeiten bestehen in Mittelmähren und in Mittelböhmen. Auch im öffentlichen Nahverkehr rund um Prag gibt es Probleme. Nur vereinzelt fahren Züge, für die wir Triebwagen besorgt haben. Ebenso steht der Bahnverkehr auf dem Hauptkorridor zwischen Prag und Mähren still.“
Der Bahn-Sprecher empfahl, wenn möglich auf Fahrten mit dem Zug zu verzichten. Zum Erliegen kam der Schienenverkehr aber bereits am Montagabend. Hunderte Reisende verbrachten daher die Nacht in Zügen auf freier Strecke oder in Bahnhofshallen. Dazu Michal Štěpán, Vorstandsmitglied der Tschechischen Bahnen (ČD):„In Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und weiteren Leuten, die uns geholfen haben, haben wir Wasser und hunderte Baguette in den steckengebliebenen Zügen verteilt. Mit Hilfe von zehn bis zwölf Diesellokomotiven haben wir die Züge zumindest in die nächstgelegenen Bahnhöfe mit Personal geschleppt, um den Reisenden bessere Bedingungen anzubieten. Dort bestand auch wieder das Handysignal, man konnte also zum Beispiel ein Taxi rufen oder wenn nötig sogar den Rettungsdienst.“
Ein Extremfall war der internationale Schnellzug Landek: 17 Stunden lang warteten die Reisenden in der Kälte nahe Hranice na Moravě / Mährisch Weißkirchen, bis sie von einem Ersatzzug abgeholt wurden. Ersatzbusse standen nicht zur Verfügung.Vereiste Oberleitungen führten auch dazu, dass in Prag und weiteren Großstädten die Straßenbahnen im Nahverkehr ausgefallen sind. Nur teilweise konnte ein Busersatzverkehr bereitgestellt werden. Die Wiederaufnahme des Straßenbahnverkehrs wurde für den Nachmittag angekündigt.
Auch auf den Straßen führte Glatteis zu Behinderungen und zahlreichen Verkehrsunfällen. Bei den Rettungsdiensten musste bereits am Abend das Personal aufgestockt werden. Im Kreis Pardubice half der Direktor des Rettungsdienstes, Pavel Svoboda, in der Nacht sogar selbst aus:„Normalerweise haben wir etwa 100 Ausfahrten in 24 Stunden. Jetzt, kurz vor Mitternacht haben wir bereits 150 Ausfahrten gehabt.“
Die Feuerwehr musste etwa siebenmal häufiger als normal eingreifen. Umgestürzte Bäume blockieren Straßen und haben Stromleitungen beschädigt. Deswegen blieben mehrere Tausend Haushalte ohne Strom, besonders betroffen sind Gebiete Mährens und Ostböhmens. Im Tagesverlauf wird mit weiteren gefrierenden Niederschlägen gerechnet. Der Wetterdienst hat eine landesweite Glatteiswarnung herausgegeben, die bis Mittwochabend 18 Uhr gilt.