Starke Krone und wenig Schnee vertreibt Winterurlauber aus Tschechien
An einigen Stellen in den tschechischen Gebirgszügen liegt noch Schnee. An manchen Orten wurde die Wintersportsaison mangels weißer Grundlage bereits vorzeitig beendet. So unterschiedlich ist die Lage, und so unterschiedlich fällt auch die Bilanz bei Skiliftbetreibern und Hoteliers in diesem Winter aus.
„Diesen Winter konnte man künstlich beschneien. Wo das genutzt wurde, dort kann man auch jetzt, Mitte März, noch Ski laufen“, weist beispielsweise Jan Novák auf den Trend zu Kunstschnee hin. Novák ist Betreiber des Skiareals in Boží Dar / Gottesgab im Erzgebirge.
Tatsächlich sind derzeit nur noch drei Prozent des Schnees auf den tschechischen Pisten das Werk von Frau Holle. 97 Prozent stammt aus Schneekanonen. Das unterscheidet auch diesen Winter vom vergangenen. Wegen der warmen Temperaturen war es damals kaum möglich zu beschneien. Diesmal sah das anders auch. Und das macht sich bei den Besucherzahlen und Umsätzen bemerkbar. Nach ersten Schätzungen stiegen sie um etwa 30 Prozent gegenüber der vergangenen Saison.
Insgesamt gibt es jedoch eine rückläufige Tendenz, zum Beispiel im Iser- und Riesengebirge. Laut Berichten des Inlandrundfunks waren die Hotels und Pensionen in dieser traditionellen nordböhmischen Wintersportgegend nur zu zwei Dritteln besetzt. Einen Grund nennt der Sprecher des Verbandes tschechischer Reiseveranstalter, Tomio Okamura:„Es kommen weniger Deutsche. Das liegt daran, dass die tschechischen Gebirge in derselben Preiskategorie nicht dieselbe Qualität bieten können wie die österreichischen Alpen.“
15 Prozent weniger Deutsche seien es in diesem Jahr, so schätzte die Tageszeitung „Právo“ in ihrer Montagsausgabe. Hintergrund ist die starke Krone, die von Rekordwert zu Rekordwert eilt und den Urlaub in Tschechien in den letzten Monaten für Deutsche erneut teurer werden ließ. Zugleich wird die Fahrt in die Alpen für tschechische Skifans immer billiger, was sich ebenso in den Zahlen bemerkbar macht: Rutschten im Winter vor zehn Jahren noch 1,3 Millionen Tschechen im eigenen Land über die Pisten, dürften es diesen Winter maximal 900.000 werden. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Tschechen, die vor allem nach Österreich, Italien, Frankreich und die Schweiz fuhren. Waren es vor zehn Jahren noch 100.000, sollen es dieses Mal schon 600.000 sein. Dass es dennoch kein absolut schlechtes Saisonergebnis wird, dazu haben die benachbarten Polen sowie die Russen, Ukrainer und Ungarn beigetragen. Sie ersetzen immer mehr die traditionellen Wintersportgäste.