Kältewelle gefährdet vor allem Obdachlose
Wie viele andere europäische Länder auch wurde Tschechien Anfang der Woche von einer Kältewelle erfasst. Bei Temperaturen bis minus 30 Grad starben in den vergangenen Tagen mindestens drei weitere Menschen, insgesamt erhöhte sich die Zahl der Kältetoten damit auf 16.
Mit nächtlichen Durchschnittstemperaturen um minus 20 und Tageshöchstwerten um minus zehn Grad dauerte die Kältewelle, die in der Nacht auf Montag über Tschechien hereinbrach, auch am Dienstag an. Tschechische Meteorologen warnen davor, den eisigen Frost auf die leichte Schulter zu nehmen. Kleine Kinder sowie kranke und älterer Leute, so raten sie, sollten den Aufenthalt im Freien auf ein Minimum begrenzen. Am meisten gefährdet sind jedoch die Obdachlosen, die am häufigsten der Kälte zum Opfer fallen. Der Stadtrat im mährischen Valasske Mezirici, einer Region mit besonders niedrigen Temperaturen, hat Menschen ohne Dach über dem Kopf daher spontan Hilfe angeboten, erklärt der Sprecher der dortigen Stadtverwaltung Josef Benes:
"Das Rathaus hat für sie einen geheizten Raum mit bis zu 15 Schlafgelegenheiten freigemacht. Auch sanitäre Anlagen werden ihnen zur Verfügung stehen. Die Gemeinde ist darauf vorbereitet, bei Bedarf ein weiteres Zimmer als Nachtasyl herzurichten. Diese Notunterkünfte werden bis Mitte nächster Woche zur Verfügung stehen, danach öffnet dann die örtliche Charitas in ihrem Zentrum ein Nachlager für insgesamt 14 obdachlose Frauen und Männer."
Völlig unzureichend gelöst ist hingegen die Situation der Obdachlosen in der tschechischen Hauptstadt. Etwa 4600 Menschen haben hier nach Schätzungen kein Dach über dem Kopf, Notunterkünfte gibt es aber nur für 700. Wer kein Nachtasyl findet, dem bleiben Nachtstraßenbahnen, Bahnhöfe oder Keller. Bereits seit zwei Jahren sucht der Prager Magistrat erfolglos weitere Unterkünfte für die vielen Obdachlosen, die einzelnen Stadtbezirke weigern sich jedoch, Obdachlosenzentren einzurichten. Beheizte Zelte für Obdachlose, wie sie etwa die Stadtverwaltung in Bratislava jetzt aufstellen ließ, wird es in Prag offenbar nicht geben.