„Wir bauen Schulen in Afrika“ – Tschechische Pfadfinder sammeln Spenden
Für tschechische Kinder ist es eine Selbstverständlichkeit, wenn auch manchmal eine lästige: der morgendliche Gang zur Schule. In Äthiopien, einem der ärmsten Länder der Welt, ist der Zugang zu Bildungseinrichtungen aber nach wie vor ein Luxus, den nur wenige Kinder genießen. Der Anteil der Analphabeten an der erwachsenen Bevölkerung ist dort mit 57 Prozent einer der höchsten weltweit. „Das muss sich ändern!“ finden die karitative Organisation „Mensch in Not“ und der Verband der tschechischen Pfadfinder. Deshalb führen sie in diesen Tagen gemeinsam eine Spendensammlung im ganzen Land durch. In diesem Jahr nun schon zum fünften Mal. Patrick Gschwend war bei der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Sammelaktion.
Die Fußgängerzone in der Prager Innenstadt: Zwischen den Touristen und Passanten, die hier jeden Tag zu Tausenden flanieren und von einem Einkauf und einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzen, taucht plötzlich ein Zelt aus Stroh auf. Hier liegt die Quelle von Düften aus Weihrauch und gerösteten Kaffeebohnen. Das Zelt haben tschechische Pfadfindergruppen aufgebaut. Ihr Pressesprecher Jan Žáček erklärt, was es mit der Aktion auf sich hat.
„Wir Pfadfinder veranstalten nun schon zum fünften Mal eine Spendensammlung für das Projekt „Wir bauen Schulen in Afrika“ der Organisation „Mensch in Not“. Wie der Name schon sagt, sind die Gelder zum Bau von Schulen in den ärmsten Ländern der Welt bestimmt, und wir sammeln hier für Äthiopien. Dort wurden in den vergangenen Jahren mit unserer Hilfe schon sieben neue Schulen gebaut, die derzeit von über 1500 Schülern besucht werden. Von den diesjährigen Spendengeldern sollen weitere drei Schulen gebaut werden.“
Die Sammlung dauert vom 14. bis zum 16. Oktober. Pfadfinder führen sie in über 50 tschechischen Städten durch. Eine Pfadfinderin in Uniform erzählt, in welcher Form ihre Gruppe sich in diesem Jahr dabei engagiert.
„In den nächsten Tagen werden wir an verschiedenen Orten in Prag unsere Stände aufbauen. Dort wird es gegenüber unseren Sammlungen in den vergangenen Jahren viele neue Sachen zu sehen geben, wie zum Beispiel Kurse in Amharisch, der Amtssprache Äthiopiens, Filmvorführungen und Fotoausstellungen.“
Wie Pressesprecher Žáček erklärt, will man auf diese Weise die potentiellen Spender auch darüber informieren, wofür ihr Geld verwendet wird. Trotzdem schwärmen einzelne Pfadfinder noch auf traditionelle Weise mit der Spendenbüchse in der Hand aus und sprechen Passanten an. Die beiden Elfjährigen Sara und Repy erzählen, wie sie dabei vorgehen:
„Zuerst fragen wir die Leute, ob sie lesen und schreiben können, und danach ob sie bereit wären, etwas für Äthiopien zu spenden. Denn dort können nur ganz wenige Kinder lesen und schreiben.“
In den letzten vier Jahren haben die Pfadfinder für die sieben Schulen in Äthiopien etwa 10 Millionen Kronen, das sind fast 420.000 Euro, gesammelt. In diesem Jahr werden sie dabei von prominenten Zugpferden unterstützt, wie dem Musiker Michael Kocáb oder der Schauspielerin Aňa Geislerová.
Gelder werden aber nicht nur für den Bau der Schulgebäude gebraucht. Auch für die Ausbildung der Lehrer stellt die Organisation „Mensch in Not“ Mittel bereit. Doch für alle Pläne ist man auf die Großzügigkeit der Tschechinnen und Tschechen angewiesen.