„Wir schenken Euch den Trabi“ – Herbst 1989 auf Klassenfahrt in Prag

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Diese Woche steht die Berichterstattung der meisten Medien voll im Zeichen der DDR-Bürger, die damals vor 20 Jahren oft viele Wochen in der Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutschland ausharrten. Tausende waren in die Tschechoslowakei eingereist und hatten sich in die Botschaft geflüchtet. - In der Hoffnung auf ihre Ausreise in den Westen. Christian Rühmkorf sprach mit dem Deutschen Eugen Brodowski, der damals als Schüler an einer Klassenfahrt nach Prag teilnahm und beinahe wie zufällig in das historische Geschehen hineinstolperte.

Eugen Brodowski, Sie kommen aus dem Nordwesten Deutschlands. Sie waren 1989 noch Schüler, gerade einmal 19 Jahre alt geworden und waren genau zu dieser Zeit vor 20 Jahren in Prag auf Klassenfahrt. Die deutsche Botschaft in Prag war zu diesem Zeitpunkt bereits voll mit tausenden von DDR-Flüchtlingen. Wie haben Sie damals auf Ihrer Klassenfahrt in Prag davon Wind bekommen?

„Wir waren natürlich politisch interessiert. Wir haben über die Medien erfahren, dass einige Flüchtlinge aus der DDR in die Prager Botschaft gekommen sind. Und wir hatten zu der Zeit etwa vier Stunden zur freien Verfügung innerhalb von Prag. Da kam ich auf die Idee: ´Lasst uns doch mal zur Botschaft gehen!´. Wir waren eine kleine Gruppe, und dann sind wir zunächst mal durch Prag geirrt, um die Botschaft überhaupt zu finden. Das war eine kleine Herausforderung. Ja und dann waren wir bei der Botschaft.“

Und welches Bild hat sich Ihnen da geboten? Wo genau waren Sie bei der Botschaft? Das ganze hat sich ja auch im Garten abgespielt.

BRD-Botschaft in Prag,  1989
„Wir sind letzten Endes nur zum Eingangstor gekommen. Da war ja ein großes Portal. Da standen hunderte von Leuten auf der einen Seite des Zauns und eine Traube von etwa 30, 40 Leuten auf der anderen Seite, zu denen wir dann gehörten. Ja, wir haben eine ganze Menge Hände geschüttelt, wir haben in die Gesichter geschaut, die nicht ganz wussten, was mit Ihnen passieren wird. Sie sagten: Schön, dass Ihr da seid und uns moralische Unterstützung bringt´. Aber die Zukunft war ja zu dem Zeitpunkt noch vollkommen ungewiss.“

Konnten Sie denn eingreifen oder standen Sie sozusagen als Beobachter an der Seite?

„Das war eigentlich schon so, dass die DDR-Flüchtlinge drinnen waren und wir einfach außen hinzukamen. Wir konnten ein wenig unterstützen. Der eine oder andere hat einen Apfel herübergereicht. Und was man noch tun konnte: Sie wollten nicht mehr hinausgehen, weil Sie Angst hatten nicht mehr zurückzukommen. Und da haben wir Ihnen Kleidung und ein paar Halbseligkeiten aus ihren Autos, die irgendwo in den Seitenstraßen geparkt waren, hergebracht. Und diese Dankbarkeit, die ist mir noch in Erinnerung geblieben. Sie sagten: ´Wir schenken Euch den Trabi, den Wartburg, könnt Ihr behalten. Wir gehen hier nicht mehr raus´.“

Also Sie haben einen Trabi geschenkt bekommen. Was haben Sie damit gemacht?

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„Den haben wir selbstverständlich nicht angenommen. Wir konnten ja schlecht mit einem Trabi nach Hause fahren.“

Haben Sie damals, nach diesen Erlebnissen an der deutschen Botschaft in Prag, die historische Bedeutung dessen, was dort passiert ist, geahnt? - Also mit Blick darauf, dass bald der Eiserne Vorhang wirklich gefallen ist.

„Nein, überhaupt nicht. Also dass man ein Teil dieses historischen Moments war, das war einem in der Situation gar nicht bewusst. Wir konnten wohl ein bisschen moralisch unterstützen, aber dass wir hier Zeitzeuge sind eines gravierenden Einschnittes, das war uns in der Situation überhaupt nicht bewusst. Aber es war ganz toll.“