„Wir werden nicht bezahlt, sondern bestraft“ – Synchronsprecher organisieren sich

Foto: Europäische Kommission

Die tschechischen Synchronsprecher begehren auf: Etwa 170 von ihnen haben eine Agentur beauftragt, ihre Interessen gegenüber den Aufnahmestudios zu vertreten. Dabei möchten sie nicht nur höhere Löhne durchsetzen, sondern auch einheitlichere Vertragsbedingungen.

Foto: Europäische Kommission
In Tschechien werden ausländische Fernsehfilme wie auch in Deutschland synchronisiert. Die meisten Rollen werden dabei von Schauspielern übernommen, die sich auf diese Weise etwas zu ihrem häufig schmalen Lohn dazuverdienen. Allerdings sind die Honorare für die Synchronsprecher in den letzten zehn Jahren drastisch zurückgegangen, sagt Jiří Hromada. Er ist Präsident der Schauspielervereinigung:

„Wir werden nicht mehr bezahlt, im Grunde werden wir bestraft. Etwa 50 Prozent weniger Honorar als früher werden gezahlt, bei gleichzeitig steigender Quantität der Arbeit.“

Jiří Hromada  (Foto: ČTK)
Um ihre Interessen besser vertreten zu können, habe die Schauspielervereinigung nun einen besonderen Schritt unternommen, so Hromada:

„Die Schauspielervereinigung hat nun, nach dem Vorbild aus Deutschland, aus fünf Kandidaten eine Agentur ausgewählt, die derzeit etwa 170 Schauspieler vertritt. Mithilfe dieser Agentur und ihrer Erfahrung bemühen wir uns, die Studios anzusprechen. Ziel ist es, einen Weg zu finden, die Honorare zu stabilisieren. Dadurch soll auch die Qualität der Synchronisationen für die Zukunft gesichert werden.“

Zdeněk Mahdal  (Foto: TV Prima)
Die Studios zeigen sich nicht besonders begeistert. Ihrer Meinung nach bringe die Agentur nur weitere Komplikationen bei der Beschäftigung von Synchronsprechern. Zdeněk Mahdal ist selbst Schauspieler und betreibt ein Aufnahmestudio:

„Vor drei oder vier Jahren, als ich das Tonstudio aufgemacht habe, verschlechterten sich die Bedingungen für die Sprecher. Aber wir haben uns daran nie beteiligt, sondern immer ein adäquates Honorar bezahlt.“

Die Schauspieler fordern aber nicht nur höhere Honorare, sondern auch bessere Bedingungen. Zum Beispiel müsse über die Anreise gesprochen werden, oder über die Verrechnung. Eine Bezahlung nach Zeilen und nicht nach Stunden sei gerechter, sagt Verbandspräsident Hromada:

„Die Agentur wird wie folgt vorgehen: Sie wird die Studios auffordern, darüber zu reden, unter welchen Bedingungen eine Zusammenarbeit möglich sein wird. Wie wird kommuniziert werden, wie wird die Bezahlung aussehen, aber hauptsächlich soll geklärt werden, unter welchen Bedingungen beziehungsweise nach welchem Prinzip das Synchronsprechen stattfinden soll. Es handelt sich dabei nicht einfach nur darum etwas zu einzulesen, sondern etwas zu schaffen.“

Einige große Studios haben bereits Verträge mit der Agentur abgeschlossen, andere wiederrum führen derzeit noch Verhandlungen. Es sieht also so aus, als hätten die Synchronsprecher mit ihrer Aktion Erfolg.