Wirtschaft will mehr Exotik auf dem Arbeitsmarkt

Illustrationsfoto: Maryland National Guard, Flickr, CC BY-ND 2.0

Tschechien braucht auch weiterhin händeringend Arbeitskräfte. Und die kommen von immer weiter her. Doch die Bürokratie ist nach wie vor ein großes Hindernis.

Illustrationsfoto: Maryland National Guard,  Flickr,  CC BY-ND 2.0
Robert Diano ist von den Philippinen nach Tschechien gekommen und repariert hier nun Handys. Viel verdient er nicht, im Monat kommt er gerade so auf den tschechischen Mindestlohn. Doch dem jungen Mann aus Fernost reicht dieses:

„Ich habe mich für Tschechien entschieden, da es hier viel mehr Arbeit gibt als in meiner Heimat. Außerdem kann man hier auch noch aufsteigen. Nicht zuletzt ist der Lohn hier höher als bei uns auf den Philippinen. Dort würde ich um die 15.000 Pesos verdienen, hier ist es doppelt so viel.“

Das sind knapp 13.500 Kronen, also rund 500 Euro, mit denen Robert Diano seinen Lebensunterhalt in Tschechien bestreitet. Wobei auch etwas für daheim übrigbleiben muss.

Illustrationsfoto: skeeze,  Pixabay / CC0
Der Philippiner ist einer von vielen Arbeitern, die aus immer ferneren Ländern nach Tschechien kommen. Bisher galten vor allem Ukrainer als beliebte Gastarbeiter, auch begünstigt durch das Regierungsprogramm Ukrajina zur Anwerbung von Arbeitern aus dem osteuropäischen Land. Doch auch die sind mittlerweile Mangelware und werden immer teurer. Zum Beispiel Witali Onischtschuk fährt bereits seit einigen Jahren hierzulande von Baustelle zu Baustelle. Über zu wenige Aufträge und Geld kann er sich jedenfalls nicht beschweren:

„Mittlerweile konnte ich von dem Geld, das ich hier verdient habe, ein Haus in der Ukraine bauen. Denn hier ist das Gehalt einfach viel höher als in meiner Heimat. Konkret heißt das, dass ich hier schon mal auf rund 40.000 Kronen im Monat komme.“

Ondřej Wachal  (Foto: Archiv VW Wachal)
Umgerechnet sind das an die 1600 Euro. Das ist immerhin mehr als der Durchschnittslohn hierzulande. Der liegt offiziell nämlich bei 34.000 Kronen, also knapp über 1300 Euro. Generell gilt aber, dass die Unternehmen sich die Ukrainer bereits untereinander abwerben, da immer noch nicht genug ins Land kommen. Diese Erfahrung hat auch Ondřej Wchal vom Bauunternehmen VW Wachal gemacht:

„Die Ukrainer haben hier schon eine gut vernetzte Community und so finden sie schnell einen noch besseren Job. Meist geht es dann sogar in eine ganz andere Branche. Oft lohnt sich der bürokratische Aufwand schon nicht mehr, denn der Arbeiter wird sicher sofort abgeworben.“

Einige Arbeitgeber schauen deshalb auch jenseits des Kontinents nach geeigneten Bewerbern.

„Die Auswahlverfahren laufen beispielsweise über Skype ab. So können wir ihnen auch Aufgaben stellen, um zu sehen, was die Arbeiter können oder eben nicht. Für uns bedeutet das, dass unser HR-Personal gut Englisch können muss. Außerdem holen wir die Menschen ja von ganz weit her. So müssen wir für die Arbeiter auch eine Unterkunft finden und weiteres.“

Foto: Hans Linde,  Pixabay / CC0
Neben Nepalesen und Philippinern sind auch Mongolen oder Inder sehr gefragt. Das kann auch Jana Míčková Sladká bestätigen, die mit ihrem Unternehmen Grapecare gezielt ausländische Arbeitnehmer nach Tschechien holt:

„Vergangenes Jahr hatten wir gerade einmal einige Dutzend Anfragen von Firmen, in diesem Jahr sind es schon mehrere Hundert. Besonders gefragt sind derzeit Lageristen, Schweißer oder Lkw-Fahrer für internationale Strecken. Dazu kommt noch der Mangel an Holzfällern. Der Bedarf ist wegen der Borkenkäferplage merklich gestiegen.“

Den erhöhten Bedarf an ausländischen Arbeitskräften unterstreicht auch Irena Bartoňová-Pálková von der Wirtschaftskammer:

Irena Bartoňová-Pálková  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Für das kommende Jahr ermöglicht die Regierung die Aufnahme von weiteren 50.000 qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland. Wir erwarten dahingehend noch Gespräche mit Kasachstan. Nichtsdestotrotz bleibt das ein Tropfen auf den heißen Stein. Unseren Schätzungen zufolge bräuchten wir ganze 500.000 Menschen zusätzlich.“

Was den Unternehmen und den ausländischen Arbeitnehmern immer noch schwer zu schaffen macht, ist die Bürokratie. Denn auf alle Papiere und eine erteilte Arbeitsgenehmigung wartet man im Schnitt drei Monate.