Tschechien will Sprachtests für Ausländer erschweren
Die in Tschechien lebenden Ausländer sollen selbständiger sein. Das ist die Idee von Bildungsminister Robert Plaga. Deswegen sollen die Sprachanforderungen für jene, die eine Daueraufenthaltserlaubnis wollen, angehoben werden. Die Regelung betrifft alle Menschen aus Drittstaaten.
Tatsächlich ist Tschechien seit einigen Jahren ein Einwanderungsland. Stabile Wirtschaftslage, niedrige Arbeitslosigkeit, die Schönheit Prags oder etwa auch das gute Bier sind dabei wichtige Argumente für Ausländer. Auch Pierre aus Panama lebt hier. Er lernt derzeit Tschechisch:
„Ich mache seit fast vier Wochen einen Intensivkurs. Ich habe einiges gelernt, die Sprache hat eine bestimmte Logik. Hart ist aber für mich, meine Mitschüler und vielleicht alle Ausländer, dass es so viele Ausnahmen gibt in der Sprache. Sie sind schwer zu begreifen. Und man muss eine ordentliche Zahl an Wörtern und Ausdrücken lernen.“
Pierre besucht den Kurs aus eigenem Interesse. Doch viele andere brauchen die Sprache, um ihre Daueraufenthaltserlaubnis zu bekommen. Nur diese ermöglicht dann den Ausländern aus Drittstaaten, eine Krankenversicherung abzuschließen und weiteren sozialen Schutz zu erhalten.
Kristýna Horáčková ist Tschechischlehrerin. Bei der Sprachschule „Czech Language Training“ bereitet sie Schüler aus aller Welt auf solche Prüfungen vor:„Wer hierzulande eine Daueraufenthaltsgenehmigung haben will, muss eine Prüfung auf der Niveaustufe A1 bestehen. Das entspricht beispielsweise dem britischen First Certificate in English. Das heißt, man muss lesen, hören, schreiben und natürlich auch sprechen. Jeder Prüfungsteil dauert 20 bis 30 Minuten, es ist also recht zeitaufwendig.“
Die Regierung in Prag will die Sprachanforderungen aber erhöhen. Künftig soll auf A2 geprüft werden. Erst ab diesem Level könnten sich Ausländer in die tschechische Gesellschaft integrieren und problemlos ihrer Arbeit nachgehen, behauptet Kulturminister Plaga. Die Neuerung soll 2021 in Kraft treten.
Sprachlehrerin Horáčková stimmt diesem Gedanken grundsätzlich zu. Sie sagt, auch in Großbritannien, Frankreich oder Italien würden solcherart Sprachkenntnisse gefordert. In Deutschland zum Beispiel muss man sogar bei B1 sein, um eine sogenannte Niederlassungserlaubnis zu bekommen. Im Fall des Tschechischen meint Lektorin Horáčková allerdings, dass das A2-Niveau für einige Schüler zu einem Problem werden könnte.
„Derzeit ist A1, ich würde nicht sagen leicht, aber machbar, wenn man lernt. Dabei haben jene aus slawischsprachigen Ländern Vorteile. Aber A2 wird selbst für Slawischsprachige eine Herausforderung sein. Und bei jenen aus anderen Sprachfamilien könnte dies – meinen Befürchtungen nach – zu einem großen Problem werden“, so die Lehrerin.
Und wie sieht das Pierre? Der junge Mann aus Panama sagt, es wäre ok. Zugleich wendet er ein:„Wenn man aber entweder das Geld oder die Zeit nicht hat, um Tschechisch auf A2-Niveau zu lernen, dann wäre die neue Regelung hinderlich für den Erwerb einer Aufenthaltsberechtigung.“
Dabei will die Regierung nicht nur die Sprachprüfungen erschweren, sondern auch die Tests besser überwachen. So sollen zum Beispiel Polizisten anwesend sein und ein Auge darauf haben, dass nicht geschummelt wird. Wer beim Betrug erwischt wird, soll automatisch durchfallen. Der zweite Versuch ist auch jetzt schon nicht mehr kostenlos. Künftig sollen aber dann sogar 2500 Kronen (knapp 100 Euro) fällig werden.