Mehr Kontrolle, höheres Niveau: Kabinett reformiert Sprachtests für Einwanderer

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Für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Tschechien ist der Nachweis von Sprachkenntnissen notwendig. Sprachschulen bieten Vorbereitungskurse an und führen Prüfungen durch für das Zertifikat, das dann der Einwanderungs-behörde vorgelegt wird. Betrüger haben daraus ein Geschäft gemacht und stellen diese Tschechischzertifikate gegen Bestechungsgelder aus. Nun hat die Regierung neue Auflagen beschlossen. Auch das Niveau der Tests soll steigen.

Ondřej Andrýs  (Foto: Archiv von Ondřej Andrýs)
Nicht-EU-Bürger müssen für den Daueraufenthalt in Tschechien bislang Grundkenntnisse in der Landessprache nachweisen. Konkret heißt das: Ein Zertifikat der Stufe A1im Tschechischen. Besonders anspruchsvoll sei das nicht, sagt Ondřej Andrýs von der staatlichen Schulinspektion.

„Das Niveau ist schon seit langem relativ niedrig und für Ausländer eigentlich überhaupt kein Problem. Das Niveau A1 erlangt zum Bespiel ein ausländischer Student hier in Tschechien nach einem Semester. Es ist wirklich einfach.“

Zu einfach für jemanden, der sich dauerhaft in Tschechien niederlässt. Dieser Ansicht ist das Regierungskabinett. Am Mittwoch billigte es einen gemeinsamen Vorschlag des Bildungs- und des Innenministeriums, der die Anforderungen auf die nächste Stufe hebt, von A1 auf A2. Zustimmung dafür kommt auch von der tschechischen „Organisation für Flüchtlingshilfe“. Martin Rozumek ist ihr Leiter:

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„Ich denke, Integration hängt ganz stark damit zusammen, ob die Menschen die Landessprache verstehen. Wenn sie die Sprache nicht sprechen, können sie ganz leicht zum Opfer von Diskriminierung werden. Ohne Kenntnisse der Sprache können sie sich nicht dagegen wehren. Tschechisch ist also wirklich der Schlüssel.“

Das nächsthöhere Niveau dürfte keine unüberwindliche Hürde sein, sagt Rozumek – auch mit Verweis auf die Herkunft vieler Bewerber aus dem slawischen Sprachraum:

Martin Rozumek  (Foto: ČT24)
„Die Mehrheit der Ausländer, die zu uns kommen, stammt aus Ländern des ehemaligen Ostblocks. Da ist diese Prüfung wirklich kein großes Problem.“

Nach den jüngsten Zahlen des Innenministeriums lebten zum 31. Dezember 2015 knapp 262.000 Menschen mit Dauergenehmigung in Tschechien. Mit 77.000 kommen die meisten davon aus der Ukraine. Auf Platz zwei folgen mit knapp 47.000 Daueraufenthaltsgenehmigungen die Vietnamesen. Für sie sei es schwerer, denn sie würden häufig den ganzen Tag arbeiten, und das Tschechische werde hinten angestellt, sagt Martin Rozumek.

Seit 2009 müssen sich Nicht-EU-Bürger der verpflichtenden Prüfung stellen. Seither blühten aber auch dubiose Geschäfte. Da wurden Zertifikate gegen Bestechungsgelder erteilt, mehrere Mitarbeiter von Sprachschulen mussten sich deshalb 2014 strafrechtlich verantworten. Manche Prüflinge schickten offenbar Stellvertreter zum Sprachtest. Das alles soll mit der neuen Verordnung vereitelt werden, sagt Ondřej Andrýs von der Schulinspektion:

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„Mit der Novellierung wird eine Reihe von Regelungen korrigiert, zum Beispiel welche Ausbildung die Mitglieder der Prüfungskommission haben müssen. Es war eines der großen Probleme in der Vergangenheit, dass in einigen Organisationen, die solche Prüfungen durchgeführt haben, Leute ohne Sprachkenntnisse in der Kommission saßen.“

In Zukunft will das Bildungsministerium verstärkt kontrollieren, ob bei den Prüfungen alles mit rechten Dingen zugeht. Private „Vermittler“, die bislang bei den Prüfungen halfen, werden verboten. Private Sprachinstitute wie auch Hochschulen – mit Ausnahme der Prager Karlsuniversität – dürfen künftig keine Tests mehr anbieten. Stattdessen werden die Prüfungen vom offiziellen Institut des jeweiligen Kreises durchgeführt. In Kraft treten soll die Novellierung ab 2018.