Fehlende Leute in der Landwirtschaft: Tschechien wirbt Arbeitskräfte von den Philippinen an

Die Arbeitslosenquote in Tschechien gehört zu den niedrigsten in der EU. In einigen Branchen herrscht geradezu Arbeitskräftemangel. In der Landwirtschaft etwa soll dieser nun mit Anwerbungen von den Philippinen gemindert werden.

Den landwirtschaftlichen Betrieben in Tschechien fehlen nach offiziellen Angaben derzeit etwa 10.000 Arbeitskräfte. Dies war dann auch eines der Themen bei der Asienreise von Landwirtschaftsminister Marek Výborný (Christdemokraten) letzte Woche. Gemeinsam mit einer 40-köpfigen Handelsdelegation besuchte Výborný Vietnam und die Philippinen.

In beiden Ländern nahm die Abordnung aus Tschechien an jeweils zwei Wirtschaftsforen teil. In Manila, der Hauptstadt der Philippinen, hielt auch der tschechische Botschafter Karel Hejč eine Rede. Er wies darauf hin, dass die Quote für philippinische Arbeitnehmer in Tschechien ab Mai auf das Vierfache angehoben wird. Dann können bis zu 10.500 Arbeitserlaubnisse pro Jahr ausgestellt werden. In Vorbereitung darauf werde die Botschaft in Manila personell aufgestockt, sagte Hejč gegenüber Reportern des Tschechischen Rundfunks:

„Momentan ist der Plan, fünf neue Konsulatsbeamte einzustellen, die aus Prag geschickt werden. Und es wird drei zusätzliche einheimische Arbeitskräfte geben.“

Karel Hejč | Foto: Botschaft der Tschechischen Republik in Manila

Die Anwerbung von Philippinern gestalte sich allerdings etwas schwieriger als die von Arbeitskräften aus anderen Ländern, merkt Tomáš Zelený von der tschechischen Wirtschaftskammer an:

„Am wichtigsten ist dabei, dass eine Firma ihre Leute nicht auf eigene Faust suchen kann. Vielmehr muss auf der anderen Seite ein professioneller Partner gefunden werden. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber in Tschechien eine Agentur beauftragt, die wiederum eine Agentur auf den Philippinen kontaktiert.“

Die tschechischen Firmen müssen sich außerdem eine Akkreditierung vom philippinischen Ministerium für Auslandsmigration ausstellen lassen, um Menschen aus dem Inselstaat beschäftigen zu dürfen. Trotz dieser Hürden bestehe in Tschechien großes Interesse an den potentiellen Arbeitskräften, so Zelený:

„Die bisherige Quote hat nicht ausgereicht. Das führte dazu, dass der ganze Prozess der Erledigungen länger dauert, als der Mitarbeiter dann eigentlich für den Arbeitgeber zur Verfügung steht.“

Dies liegt auch daran, dass die Arbeitserlaubnis für Menschen von den Philippinen noch in schriftlicher Form und per Post in Tschechien beantragt werden muss. Da kann es durchaus einige Monate dauern, bis ein Arbeitsvisum ausgestellt ist. Beim Prager Innenministerium liegt zwar schon ein entsprechendes Digitalisierungsgesetz bereit, das kann aber frühestens 2026 in Kraft treten.

Darum will sich Landwirtschaftsminister Výborný nun mit seinen Kabinettskollegen aus dem Innen- und Außenressort absprechen und ein beschleunigtes Verfahren einführen. Und weiter der Landwirtschaftsminister:

Marek Výborný | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Es handelt sich schließlich nicht um saisonale Arbeitskräfte, sondern um Stellen in der Primärproduktion und in höheren Positionen. Dabei können wir der philippinischen Seite unser Know-how vermitteln, mit denen die Arbeiter dann zurück nach Hause kehren. Damit besteht also ein beidseitiges Interesse.“

Derzeit sind in Tschechien etwa 7000 Philippiner tätig. Für die Menschen aus dem südostasiatischen Land ist Arbeitsmigration nichts Ungewöhnliches: Etwa zehn Millionen von ihnen leben im Ausland und schicken einen bedeutenden Teil ihrer Einkünfte nach Hause. Nach Angabe der philippinischen Zentralbank flossen im vergangenen Jahr auf diesem Wege etwa 33 Milliarden US-Dollar (30,5 Milliarden Euro) ins Land.

Autoren: Daniela Honigmann , Patrik Salát | Quelle: Český rozhlas Plus
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