Wirtschafts-Wochenrückblick: 13. bis 19.Juli

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Die umstrittene Währungspolitik der Nationalbank stand in den vergangenen Tagen erneut im Blickpunkt. Zum einen äußerte sich der neue Nationalbankchef Rusnok, zum anderen haben Experten den wahren Wert der tschechischen Krone berechnet. Diese und weitere Meldungen im Wirtschafts-Wochenrückblick.

Jiří Rusnok  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Der neue Gouverneur der Tschechischen Nationalbank, Jiří Rusnok, hat sich den Fragen von Journalisten gestellt. Dabei äußerte er sich unter anderem zur umstrittenen Währungspolitik der Nationalbank und zu den Inflationszielen. Im Juni lag die Teuerungsrate bei 0,1 Prozent und damit immerhin leicht besser, als die Nationalbank prognostiziert hatte. Doch das Inflationsziel von 2,0 Prozent ist noch weit entfernt. Rusnok geht davon aus, dass die Preise erst schrittweise wieder anziehen werden. Falls es keinen externen Schock gebe, könnte das Inflationsziel dann im Laufe des kommenden Jahres erreicht werden, so Rusnok.

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Für die Währungspolitik bedeutet dies allerdings, dass vorerst die Deviseninterventionen der Nationalbank fortgesetzt werden. Seit November 2013 wird damit die tschechische Währung künstlich billig gehalten, offiziell um eine Deflation zu verhindern. Kritiker sagen allerdings, die Interventionen seien überflüssig und schädigten vor allem die Konsumenten, weil sich damit Importwaren verteuern. Nationalbank-Gouverneur Rusnok verkündete hingegen am Mittwoch, er sehe keinen Grund, etwas an der Währungspolitik zu ändern. Es handle sich um eine vorübergehende Maßnahme, die unter speziellen Bedingungen ergriffen worden sei. Jiří Rusnok nannte auch noch einmal die Jahresmitte 2017 als wahrscheinlichen Termin, um die Deviseninterventionen zu beenden.


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Die Währungspolitik der Nationalbank bedeutet allerdings, dass die tschechische Krone stark unterbewertet ist. Dies zeigt eine Analyse der Investmentgesellschaft Roklen. Für den Vergleich zum Euro und Dollar nutzten die Wirtschaftsexperten einen eigenen Index.

Laut den Analysten von Roklen müsste der Kurs der tschechischen Währung bei 18,45 Kronen je Euro liegen, ein Dollar wäre sogar für 11,62 Kronen zu bekommen. Das heißt, dass die Krone um etwa ein Drittel gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung unterbewertet ist und gegenüber dem amerikanischen Dollar um mehr als die Hälfte.

Foto: Štěpánka Budková
Bei der Erstellung des entsprechenden Index haben die Experten von Roklen auf die Theorie der Kaufkraftparität zurückgegriffen. Demnach würde die gleiche Ware in unterschiedlichen Staaten gleich kosten. Der Index von Roklen ergibt sich aus den Preisen von Grundnahrungsmitteln in Tschechien, in der Eurozone und in den Vereinigten Staaten. Die tschechische Währung wird derzeit an den Börsen für rund 27 Kronen je Euro gehandelt.


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Von der Makro- zur Mikroökonomie: Im ersten Halbjahr 2016 haben in Tschechien 1028 Firmen Insolvenz angemeldet. Das sind 123 Fälle weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Ebenso zurückgegangen sind die Insolvenzen bei den Kleinunternehmern: bei den Gewerbetreibenden um 46 auf 546 Personen, bei den Rechtspersonen um 77 auf 482 Fälle. Das gab am Mittwoch die Unternehmergruppe Creditreform bekannt.

Der entscheidende Grund für diesen Positivtrend ist der Aufschwung der tschechischen Wirtschaft. Das lässt sich auch an den Insolvenzanträgen ablesen. Im ersten Halbjahr 2016 war der Rückgang dieser Anträge im Jahresvergleich doppelt so hoch wie im vorigen Jahr.

OKD  (Foto: Podzemnik,  CC BY-SA 3.0)
Trotz dieses Positivtrends in der tschechischen Wirtschaft machte die Insolvenz auch vor einigen Großunternehmen nicht halt. Zu ihnen gehört die Bergbaufirma OKD, die Anfang Mai von sich aus den Insolvenzantrag stellte.


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Von einer Insolvenz weit entfernt ist der traditionsreiche tschechische Traktorenhersteller Zetor. Ganz im Gegenteil: Die Firma mit Sitz in Brno / Brünn will neben Traktoren nun auch Panzerfahrzeuge erzeugen. Das neue Projekt soll IFV Wolfdog heißen, die Fahrzeuge sollen europäischen Armeen angeboten werden.

Die Firma Zetor Engineering ist eine Tochterfirma von Zetor Tractors AG. Sie hat ihre Pläne für das neue Panzerfahrzeug bisher nicht veröffentlicht. Nichtdestotrotz trat sie bereits im Mai dieses Jahres dem Verband der Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie der Tschechischen Republik bei. Dies könnte ihr eventuelle die Verhandlungen mit dem Verteidigungsministerium erleichtern.

Zugleich gehen beim Verteidigungsministerium die Vorbereitungen für einen Auftrag zur Neuanschaffung gepanzerter Fahrzeuge in der Endphase. Diese sollen innerhalb einiger Jahre die bald überholten Wagen vom Typ BVP-2 ersetzen.

Autor: Till Janzer
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