Wirtschafts-Wochenrückblick: 19. bis 25. August

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Tschechien setzt Antikorruptionskonventionen von Transparency International nicht um. Von der aktuell schwachen chinesischen Wirtschaft ist das Land nur in geringem Maße abhängig. Und obwohl die Wirtschaftskrise in Tschechien allgemein überwunden scheint, leben noch immer 500.000 Menschen am Existenzminimum. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 19. bis 25. August.

Illustrationsfoto: Barbora Němcová,  Radio Prague International
Tschechische Bürger werden für korruptes Verhalten im Ausland von der Justiz ihrer Heimat praktisch überhaupt nicht belangt. Damit verstoße Tschechien gegen die Antikorruptionskonvention der OECD, wie der Leiter des tschechischen Büros von Transparency International, David Ondráčka, am Donnerstag mitteilte. Bei der Antikorruptionsagentur gilt die Tschechische Republik in dieser Hinsicht als einer der am schlechtesten bewerteten Staaten.

Seit 2005 beurteilt Transparency International die Umsetzung der OECD-Konvention. Diese haben mittlerweile 39 Staaten unterschrieben. Zu jenen, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, gehören neben Tschechien noch 19 weitere Länder. Deutschland, die USA, Großbritannien und die Schweiz fordern hingegen laut der Antikorruptionsagentur aktiv ihr Recht ein.


Die schwächelnde Konjunktur in China könnte vor allem die tschechischen Firmen im Maschinenbau betreffen, die nach Deutschland exportieren. Direkt oder indirekt geraten etwa vier Prozent der Produkte aus Tschechien auf die chinesischen Märkte, führt David Marek vom Unternehmensberater Deloitte an. „Hinsichtlich der Bedeutung des Exports für das BIP lässt sich errechnen, dass etwa 3,3 Prozent des tschechischen BIP von China abhängig sind“, so Marek. Er unterstreicht aber, dass sich die schwächelnde chinesische Wirtschaft praktisch auf die ganze Welt auswirken werde. Dies dürfte wiederum die Folgen für die tschechische Wirtschaft verstärken.

Mancherorts zeigen sich bereits jetzt die chinesischen Probleme. Michal Brožka, Chefanalyst der Raiffeisenbank: „Einige Fabriken haben bereits einen Rückgang bei den Bestellungen festgestellt. Dennoch schlagen die Folgen erst bei einer mehrere Monate dauernden Rückgang der Aufträge durch. Deswegen wird entscheidend sein, wie sich die chinesische Wirtschaft weiter entwickelt.“


Illustrationsfoto: Europäische Kommission
Viele Menschen in Tschechien sind von Armut bedroht. Zwar hat das Land im vergangenen Jahr die wirtschaftliche Stagnation überwunden, die Angleichung an den europäischen Standard erfolgt aber nur langsam. Zu diesem Schluss kommt die internationale Organisation Social Watch. Tschechien zählt zu den Ländern mit der niedrigsten Einkommensarmut. Die Schwelle dafür liegt bei 60 Prozent des Medianeinkommens. Viele Menschen liegen aber nur knapp über dieser Grenze und sind damit wenige hundert Kronen von einem Absturz in die Armut entfernt. 500.000 Bürger in Tschechien leben unter dem Existenzminimum.

Wirtschaftsexpertin Ilona Švihlíková zufolge befindet sich Tschechien in der Falle der Länder mit mittleren Einkommen. Ein Anzeichen dafür ist der Abfluss der Dividenden ins Ausland. Obwohl die Gewinne der Firmen im letzten Jahr gestiegen seien, seien die Löhne nur wenig erhöht worden, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin.


Illustrationsfoto: Kristýna Maková
Die Supermarktkette Tesco verstärkt offenbar ihre Europa-Zentrale mit Sitz in Prag. Wie polnische Medien am Wochenende berichteten, wird die Verwaltungszentrale in Warschau aufgelöst und nach Tschechien verlagert. In der polnischen Firmenzentrale verbleiben laut dem Blatt „Wiadomości Handlowe“ nur noch vier von vormals 120 Angestellten. Wie es nun mit den rund 450 polnischen Tesco-Filialen weitergeht, entscheidet der Chef von Tesco-Polen in Zukunft von Prag aus.

Über den Verbleib von Tesco in Mittelosteuropa wird schon seit längerem spekuliert. Im April hat das Unternehmen in Prag eine neue Zentrale für das Europageschäft eingerichtet. An der Spitze von etwa 1000 Filialen in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Polen steht seither David Morris. Der Supermarktriese Tesco kämpft seit längerem mit sinkenden Absatzzahlen, auch im Mutterland Großbritannien. Dort wurde zu Beginn des Jahres die Schließung von 43 verlustreichen Filialen angekündigt.