Wirtschafts-Wochenrückblick: 25. bis 31. Mai

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Der Export tschechischer Bauern nach Bayern und die französischen Investitionen in Tschechien. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 25. bis 31. Mai.

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Der Gewinn der tschechischen Stahlwerke ist im vergangenen Jahr auf weniger als ein Drittel gegenüber dem Vorjahr 2014 eingebrochen. Er ging von 10,2 Milliarden Kronen auf 3,1 Milliarden Kronen (115 Millionen Euro) zurück. Die Erträge sanken um 6,7 Prozent auf 84,3 Milliarden Kronen (3,12 Milliarden Euro). Dies gab der Metallurgie –Verband „Hutnictví železa“ bekannt. Die übermäßige Stahlproduktion Chinas ist nach Meinung des Verbands die wichtigste Ursache für den Gewinnrückgang der tschechischen Stahlindustrie. Nach Angaben des Verbands erreichten die Vorräte an überschüssigem Stahl in China schätzungsweise über 400 Millionen Tonnen jährlich. Die Nachfrage in der Europäischen Union liege bei etwa 160 Millionen Tonnen. Dennoch reduziere das asiatische Land nicht seine, sondern verkaufe den Stahl für Billigpreise, die nicht einmal die Produktionskosten decken könnten. Die Lage könne noch schlechter werden, wenn China den Status einer Marktwirtschaft erhalten würde, wurde gemahnt.


Produktionsgenossenschaft in Štichovice  (Foto: Archiv der Produktionsgenossenschaft)
Die Bauern im Kreis Plzeň / Pilsen liefern verstärkt an Abnehmer in Bayern. Früher war es meist Milch, die ins Nachbarland verkauft wurde, nun ist es auch Getreide. Der Grund für den Verkauf nach Bayern liege dabei gar nicht so sehr im Preis, hieß es. Vielmehr seien die Verträge im Nachbarland günstiger für die Erzeuger, beispielsweise durch längere Laufzeiten, berichtete der Vorsitzende der Produktionsgenossenschaft in Štichovice, Václav Bulín. Die Produktionsgenossenschaft Štichovice verkauft den meisten Teil ihres Getreides mittlerweile nach Deutschland. Die tschechischen Mühlen böten bis zu 3600 Kronen (130 Euro) je Tonne, so Bulín.

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Schon seit längerem führen die tschechischen Milchbauern rund ein Drittel ihrer Produktion nach Deutschland aus. Ein Großteil davon aus dem Kreis Pilsen geht dabei nach Bayern. Laut dem Vorsitzenden der Kreis-Agrarkammer, Jaroslav Šíma, sind die Preise im Nachbarland vergleichbar mit den tschechischen oder lägen leicht höher, so Šíma. Der Vorteil sei jedoch, dass das Überangebot an Milch auf dem europäischen Markt (wegen des Importembargos in Russland) die Nachfrage in Deutschland nicht geschmälert habe.


Illustrationsfoto: Jean Scheijen,  Free Images
Der Weinproduzent Zámecké vinařství Bzenec wird weiterhin auch Sekt produzieren. Mit der Sektproduktion hat die Firma erst im vergangen Jahr begonnen. Die Reaktionen auf dem Markt seien positiv. Die ersten 14.000 Sektflaschen, die im letzten Jahr abgefüllt wurden, will der Weinhersteller in diesem Jahr verkaufen. In der südmährischen Stadt Bzenec / Bisenz wurde Sekt schon im 19. Jahrhundert produziert. Die Firma erweiterte im vergangenen Jahr die Gesamtfläche ihrer Weinberge auf 520 Hektar. In diesem Jahr war sie genauso wie andere Winzer in der Region von den Aprilfrösten betroffen. Die Frostschäden werden erst berechnet. In Tschechien gibt es 20 Firmen, die Sekt produzieren. Die bekannteste und größte ist Bohemia sekt aus Starý Plzenec / Altpilsen in Westböhmen.


Pangasius  (Foto: Kraftlos,  CC BY-SA 3.0)
In Tschechien werden immer mehr falsch etikettierte Lebensmittel verkauft. Der Großteil davon kommt aus dem Ausland. Der tschechischen Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion geht es meist um die richtige Kennzeichnung der Produkte. Im Mai sind den Kontrolleuren beispielsweise 48 Tonnen Pangasius aus Vietnam in die Hände gefallen, bei dem die Grenzwerte für den Wasseranteil deutlich überschritten wurden. Auch die Angaben zu Allergenen nehmen Hersteller im Ausland meist nicht ernst genug. So wurde ein Kakaogetränk aus Polen eingezogen, bei dem diese Angaben vollkommen fehlten. Ebenso wird bei den Verpackungsgrößen geschummelt. Sorge bereiten den Kontrolleuren vor allem Lebensmittel, bei denen eine unmittelbare Gefahr für den Konsumenten ausgeht. Betroffen sind insbesondere Käse und Fleischprodukte. Auch seien oft unerlaubte chemische Zusatzstoffe in den Produkten zu finden, sagt Jan Váňa vom staatlichen Veterinäramt. Bei tschechischen Herstellern habe man dies noch nie feststellen können. Das Veterinäramt hat in diesem Jahr bereits 95 Tonnen Lebensmittel tierischen Ursprungs sichergestellt, bevor sie in den Handel kommen konnten. Die tschechische Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion hat 2016 bereits Strafen in Höhe von 46 Millionen Kronen (1,7 Millionen Euro) verhängt.


Tschechien ist ein attraktives Land für französische Investoren. Dies ergibt sich aus einer Umfrage, die die Französisch-Tschechische Handelskammer am Dienstag veröffentlicht hat. Insgesamt 101 französische Firmen, die in Tschechien tätig sind, nahmen daran teil. 78 Prozent der Firmen lobten die politische Stabilität des Landes. 80 Prozent der befragten Firmen bewerteten die Qualität und zwei Drittel den Preis tschechischer Arbeitskräfte positiv. Die Qualität der Arbeitskräfte in den zurückliegenden 20 Jahren verbessert habe, ebenso wie die Sprachkenntnisse, hieß es. Man beschwerte sich aber über den Arbeitskräftemangel. Ein Viertel äußerte sich auch negativ über die öffentliche Investitionsförderung, die geringe Transparenz der Investitionsförderung und über das komplizierte Steuer- und Rechtsystem in Tschechien.

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In Tschechien sind 500 Firmen aus Frankreich tätig, die insgesamt 100.000 Personen beschäftigen. Drei Viertel davon finden sich im Industriebereich, 17 Prozent im Handel und neun Prozent in den Dienstleistungen. In den zurückliegenden zehn Jahren stiegen der tschechische Export nach Frankreich um 136 Prozent und der Import aus Frankreich nach Tschechien um 39 Prozent an.