Wirtschafts-Wochenrückblick vom 23. bis 29. November
Das Satellitensystem Galileo spült Geld in die tschechischen Kassen, der Energiekonzern klagt und Ostrau will schweizerische Straßenbahnen. Dies und mehr lesen Sie im Wirtschafts-Wochenrückblick vom 23. bis 29. November.
Die Zahl der tschechischen Unternehmen, die europäische Fördergelder für die Wissenschaft und Entwicklung von Satellitennavigation beantragen, ist seit dem Umzug der Aufsichtsbehörde nach Prag fast um das Zehnfache gestiegen. Entsprechend mehr Gelder haben die tschechischen Firmen auch von der Europäischen Kommission erhalten, erklärte Dorides.
Die Aufsichtsbehörde für Satellitennavigation (GSA) war 2012 von Brüssel nach Prag umgezogen. Es ist die einzige europäische Agentur in Tschechien.Umsatzausfälle beklagt hingegen der tschechische Stromkonzern ČEZ. Das halbstaatliche Unternehmen musste im vergangenen Jahr seine beiden Atomkraftwerke Temelín und Dukovany wegen technischer Fehler vom Netz nehmen. Das hat nun ein juristisches Nachspiel: ČEZ, das zu rund 70 Prozent dem tschechischen Staat gehört, verklagt den Maschinenbauer Škoda JS und fordert einen hohen Millionenbetrag.
Anfang 2015 ist es in den beiden tschechischen Kernkraftwerken Dukovany und zu einem Sicherheitsskandal: Die Röntgenbilder zur Kontrolle von Schweißnähten waren manipuliert, ein Großteil der Blöcke musste zu nachträglichen Überprüfungen heruntergefahren werden. Diese zeigten im Kraftwerk Dukovany bisher unbemerkte Risse in Leitungsrohren und weitere Fehler. Es folgten zahlreiche Reparaturarbeiten und drei der vier Reaktorblöcke mussten vom Netz genommen werden. Der entstandene Schaden für den Betreiber ČEZ lag bei rund 2,5 Milliarden Kronen (92,5 Millionen Euro).
Der Energieriese will den Fall nun juristisch aufarbeiten und geht gegen den Maschinenbauer Škoda JS vor. Dieser hatte nämlich den Auftrag, beide Atomkraftwerke zu warten. Insgesamt fordert ČEZ eine Entschädigung von mindestens 611 Millionen Kronen (22 Millionen Euro). Die endgültige Höhe der Schadensersatzforderungen könne aber noch steigen, so ein Sprecher des Unternehmens. Aus gerichtstaktischen Gründen habe man noch nicht alle Schäden in die Klage miteinbezogen.Škoda JS weist bisher jegliche Schuld von sich. Neben der Schadensersatzklage laufen in der Angelegenheit bereits polizeiliche Ermittlungen.
Die tschechisch-italienische Firma Brazzale Moravia ist ein Großproduzent von parmesanartigem Hartkäse. Nach einigen Jahren Wachstum sind die Einnahmen der Firma im vergangenen Jahr um 15 Prozent gesunken. Darüber berichtete die Nachrichtenagentur ČTK unter Berufung auf den Jahresbericht des Käseproduzenten.
Vom Rekordumsatz von 2,014 Milliarden Kronen (74,5 Millionen Euro) im Jahre 2014 sind die Einnahmen der Firma im vergangenen Jahr auf 1,709 Milliarden Kronen (63,3 Millionen Euro) gesunken. Während der Käseproduzent 2014 noch einen Gewinn in Höhe von 24 Millionen Kronen (890.000 Euro) einfuhr, wurde 2015 ein Verlust von knapp 54 Millionen Kronen (2,0 Millionen Euro) verbucht.
Brazzale Moravia liefert mehr als 90 Prozent der Produktion nach Italien. Die Firma bemüht sich derzeit, auch auf asiatischen Märkten Fuß zu fassen. Im Jahr 1996 wurde im mährischen Litovel / Littau die Hartkäseproduktion aufgenommen. Mehr als 65 Prozent der Gesamtproduktion entfallen heute auf die Marke Gran Moravia. Der Mehrheitsbesitzer von Brazzale Moravia ist die italienische Firma Torrerossa Partecipazioni.Von der Lebensmittelproduktion zu einem interessanten öffentlichen Auftrag: Ostrava / Ostrau hat mit einer langen Tradition gebrochen und will nicht tschechische, sondern ausländische Straßenbahnen kaufen. In der mährisch-schlesischen Industriemetropole hat man sich für die schweizerische Firma Stadler entschieden, sie soll 40 neue Bahnen liefern. In den großen tschechischen Städten haben sich in den zurückliegenden zehn Jahren immer nur die einheimischen Maschinenbauer durchgesetzt. Sowohl in Prag als auch in Brno / Brünn lieferte Škoda Transportation die Straßenbahnen, anderswo war es ebenso Pragoimex. Stadler konnte bei der Ausschreibung die Krnovské opravny a strojírny ausstechen. Zum einen lag der Preis deutlich unter den Annahmen. Die Schweizer wollen für die 40 Straßenbahnen insgesamt 1,22 Milliarden Kronen (45 Millionen Euro). Außerdem sagte Verkehrsbürgermeister Lukáš Semerák (Hnutí Ostravak), die Bahnen von Stadler würden technisch besser sein, mehr Komfort für die Fahrgäste bieten und seien im Wageninneren leiser als die Konkurrenzprodukte.
Das Geschäft ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Weiter läuft die Frist, in der Konkurrenten Einspruch erheben können. Erst danach kann es zur Unterzeichnung eines Vertrages kommen.