Wirtschaftsfaktor Ostern: Die Feiertage sind Hauptsaison für Tschechiens Fremdenverkehr

Photo: Archive of Radio Prague

Viele Touristen kommen gerade zu Ostern nach Tschechien und eröffnen damit die touristische Hochsaison. Ostern ist also auch ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor.

Die Tschechische Republik bemüht sich in den letzten Jahren immer stärker, ausländische Touristen anzulocken. Ein neues Logo wurde kreiert, und in vielen Ländern, aus denen potentielle Besucher kommen könnten, wurden gezielte Image-Kampagnen gestartet. Und das zeigt Erfolg, wie es scheint: Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise, die natürlich auch vor den Urlaubsabsichten vieler Reisender nicht Halt gemacht hat, nimmt die Zahl der Nächtigungen in Tschechien zu.

Das vergangene Jahr brachte sogar einen neuen Rekord. Insgesamt besuchten 6,8 Millionen ausländische Touristen die Tschechische Republik - im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von knapp acht Prozent. Auch die Zahl der Nächtigungen ist laut dem Amt für Statistik angestiegen und zwar auf knapp 20 Millionen. Im Durchschnitt hielten sich die ausländischen Besucher knapp drei Tage in Tschechien auf.

Nun startet eine neue Hauptsaison. Wie wichtig sind aus der Sicht des tschechischen Fremdenverkehrs große Feiertage, wie zum Beispiel Ostern? Lassen sich Unterschiede zu anderen Jahreszeiten verzeichnen? Dazu die Sprecherin des Dachverbands der tschechischen Fremdenverkehrsbüros, Kateřina Petříčková:

„Ostern gehört zusammen mit Weihnachten und Silvester zu jenen Tagen im Jahr, die aus der Sicht der Fremdenverkehrswirtschaft am ergiebigsten und an denen die Kapazitäten weitgehend ausgelastet sind. Was die konkrete Rangliste angeht, liegt Ostern hinter Weihnachten und Silvester an dritter Stelle. In diesem Jahr erwarten wir zu Ostern rund 290.000 ausländische Besucher in der Tschechischen Republik. Davon werden ungefähr zwei Drittel in Prag die Feiertage verbringen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr entspricht das einem Anstieg um bis zu fünf Prozent. Und da Hotels für die Tage rund um Ostern ihre Preise angehoben haben, lässt sich auch ein leichter Anstieg des Umsatzes erwarten.“

Schloss Hluboká nad Vltavou  (Foto: CzechTourism)
Unterscheiden sich jene ausländischen Besucher, die zu Ostern kommen wesentlich von denen, die zu einer anderen Jahreszobyceeit kommen? Oft sind ja zu Ostern, falls das Fest so wie dieses Jahr im April liegt, die meisten Burgen und Schlösser bereits für Besucher geöffnet. Ist das für die Besucher aus dem Ausland ein zusätzlicher Anreiz? Kateřina Petříčková:

„Hier gibt es keine wesentlichen Unterschiede – wie zum Beispiel den Sommermonaten. Aber es stimmt, dass während der ersten April-Woche, noch vor Ostern, wenn schon die ersten Schlösser geöffnet haben, auffallend viele Schülergruppen zu Besuch kommen, zum Beispiel aus Italien und Spanien. Während der Feiertage kommen dann eher Individualtouristen. Wenn es sich um Gruppen handelt, überwiegen Senioren, und Ostern kommen auch viele Deutsche ins Land.“

Wie aus den Statistiken hervorgeht, konnte im vergangenen Jahr ein großer Anstieg bei Besuchern aus Polen und der Slowakei verzeichnet werden. Verstärkte Nachfrage bestand allerdings auch aus anderen Kontinenten und zwar insbesondere aus Ländern wie Brasilien, China und Kanada. Zu den beliebtesten Regionen, in denen sich dann ausländische Besucher aufhalten, gehören nach Prag noch die Kreise Karlsbad und Südmähren.

In Tschechien werden die Osterfeiertage nicht in erster Linie als religiöse Festtage empfunden, sondern als eine Art Frühlingsfest. Dies ist von den entsprechenden Bräuchen begleitet. Vor allem auf dem Land, und da insbesondere in Mähren, also im östlichen Teil Tschechiens, sind diese weit verbreitet.

Bemalung von Eiern  (Foto: CzechTourism)
Wie ist es mit der Anziehungskraft von traditionellen Osterbräuchen, die vor allem auf dem Land noch gepflegt werden – interessiert das die ausländischen Besucher? Die Sprecherin des Fremdenverkehrsdachverbands bejaht:

„Unsere Osterbräuche gefallen den Touristen in der Regel. Das setzt aber voraus, dass sie sie schon vorher gekannt haben und diese dann – zum Beispiel in Mähren – aktiv aufsuchen. Aus unserer Sicht sind die tschechischen Ostertraditionen etwas, was noch stärker beworben werden könnte. Für asiatische Touristen ist zum Beispiel das Flechten der traditionellen Oster-Ruten oder die Bemalung von Eiern etwas Exotisches. Sie nehmen dann die Ruten und Eier auch als Souvenirs mit nach Hause. Aber wie gesagt, wir glauben, dass es hier noch einiges Potenzial für mehr Werbung gibt.“

Mährische Wallachei
Einige Regionen, vor allem jene in Mähren, versuchen bereits seit geraumer Zeit, ihre Bräuche bei der Eigenwerbung stärker in den Vordergrund zu stellen. Oft aber scheitern die Versuche auf diese Weise neue Touristen anzuziehen an scheinbaren Kleinigkeiten, wie zum Beispiel der nicht vorhandenen oder schlecht ausgebauten Verkehrsinfrastruktur. So können etwa Südmähren und Brno / Brünn, wenn man nicht die lange Anfahrt aus Prag in Kauf nehmen will, noch relativ bequem aus Wien angepeilt werden. Aber zum Beispiel ein Besuch in der ostmährischen Wallachei, die ebenfalls – und nicht nur zu Ostern – ihre Traditionen pflegt, ist dann schon etwas komplizierter.

Gibt es irgendein Reiseziel in Tschechien, das von den ausländischen Oster-Besuchern besonders oft aufgesucht wird?

Foto: Radio Prague International
„Zu Ostern und dem damit verbundenen verlängerten Wochenende kommen natürlich vor allem Europäer nach Tschechien. Hier überwiegen Besucher aus Deutschland, gefolgt von Italien und Spanien. Eine immer wichtiger werdende Gruppe sind Touristen aus Russland. Die russischen Besucher kommen zwar generell das ganze Jahr über, aber das Frühjahr, insbesondere die Monate April und Mai, bilden den Höhepunkt bei der Zahl der Nächtigungen. Das schlägt sich auch in den Hotelpreisen nieder. So liegen diese Preise zum Beispiel im westböhmischen Bäder-Dreieck, einer bei russischen Gästen äußerst beliebten Destination, zu dieser Zeit im Jahr am höchsten“, so die Sprecherin des Dachverbands der tschechischen Fremdenverkehrsbüros, Kateřina Petříčková.