Woche der Mobilität: 25 tschechische Städte fördern "Tag ohne Autos"
Der "Europäische Tag ohne Autos", der schon das fünfte Jahr in Folge von der Europäischen Kommission ausgerufen wurde, ist Bestandteil der Europäischen Woche der Mobilität, die am Mittwoch abgeschlossen wird. Und eben an diesem Mittwoch werden sich auch 25 tschechische Städte - darunter Ceské Budejovice/Budweis, Hradec Králové/Königgrätz, Ostrava/Ostrau und Olomouc/Olmütz - in die fast 1000 Orte zählende Reihe der europäischen Städte einreihen, in denen der Tag, an dem viel weniger Autos als sonst verkehren werden, wirklich zu spüren sein wird. Weiteres zum Thema von Lothar Martin.
Sicher, der "Tag ohne Autos", oder besser: der Tag, an dem ich mich zu Fuß, per Rad oder mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zur Arbeit und wieder nach Hause bewege, hat nicht mehr als Symbolcharakter. Aber noch zu oft bedarf es eigentlich überhaupt erst dieses Anstoßes, um zu merken: Hoppla, es muss nicht immer das Auto sein, dass mich vorwärts bringt. Diese Auffassung wird leider noch immer nicht von den Stadtvätern der tschechischen Metropole Prag geteilt, obwohl gerade hier der individuelle Autoverkehr alles zu Ersticken droht. Deshalb wird die Aktion "Tag ohne Autos" wohl wieder nur von einem Häuflein aufrechter Ökologen und nachdenkender Autofahrer durchgezogen, während eine Mehrheit nach wie vor auf den Bleifuß setzt. Und deshalb fordert auch der Prager Ex-Oberbürgermeister Jan Kasl:
"Dieser Impuls ist notwendig, denn noch immer glauben viele Menschen nicht daran, dass es auch gut möglich ist, zum Beispiel mit der Straßenbahn auf Arbeit zu fahren oder ein Stück zu Fuß zu gehen. Das Fahrrad stellt für Prag zwar etwas Ungewöhnliches dar, da Prag nicht Amsterdam ist und auch nicht in einer breiten Ebene liegt wie zum Beispiel Pardubice und Hradec Králové. Aber das Netz der städtischen Verkehrsbetriebe (MHD) mit der Metro, den Straßenbahnen und Bussen funktioniert so gut, dass man das Auto in individueller Weise eigentlich gar nicht benötigt. Wenn ich etwas Dringendes zu transportieren habe, hat das Auto natürlich seinen Platz. Aber der ´Tag ohne Autos´ ist dennoch eine gute Möglichkeit zu zeigen, dass es wirklich auch ohne Wagen geht."
Prag ist bekannt dafür, dass die Stadt aufgrund der hohen Verkehrsdichte oft verstopft und mit hohen Emissionen verunreinigt ist. Und auch das Parken in der Innenstadt wird nicht selten in wilder Manier und an unerlaubten Plätzen vorgenommen. Wenn sich daran in absehbarer Zeit nichts Wesentliches ändern sollte, könne Prag eines Tages das Schicksal vieler amerikanischer Städte erleiden, fürchtet der Philosoph Erazim Kohak:
"Ich habe nichts gegen das Auto als Transportmittel. Aber das Auto als Symbol der (eigenen) Möglichkeiten, als Symbol des Erfolgs, ist etwas, was in den Staaten zunächst zu einer Autoschwemme in den Innenstädten geführt hat. Danach zog es viele Einwohner in die Vorstädte, was dazu führte, dass die Zentren der Großstädte schon weitestgehend gemieden wurden. Und es führte in den Stadtkernen zu einer Zivilisation, die schon nicht mehr städtisch ist. Die Stadt bedeutet doch gemeinsamer Lebensraum, Raum für Treffen und für kulturelles Erleben. Das alles verschwindet nach und nach in Amerika, wird durch Slums ersetzt oder führt zu urbanistischen Verbauungen. In der Mehrzahl der amerikanischen Städte sind diese Verbauungen bereits zu verzeichnen."