Wort des Jahres 2015: Flüchtling

Flüchtlinge - uprchlíci (Foto: ČTK)
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Willkommen bei Tschechisch gesagt. Jedes Jahr wird auch in Tschechien das „Wort des Jahres“ gewählt. Die Leser der Zeitung Lidové noviny küren in einer Umfrage Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben besonders geprägt haben.

Flüchtlinge - uprchlíci  (Foto: ČTK)
Die diesjährige Wahl beweist, dass Europa sich mit einem gemeinsamen Problem auseinandersetzen muss. Denn zwischen dem Wort des Jahres in Deutschland und Tschechien gibt es keinen Unterschied. In Deutschland sind es „die Flüchtlinge“, die den ersten Platz belegt haben, in Tschechien ist es „der Flüchtling“ – uprchlík. Der uprchlík siegte hierzulande mit großem Abstand und holte über 50 Prozent der Stimmen.

Das Wort Flüchtling ist allgemein verständlich. Schwieriger ist es hingegen mit den Begriffen auf Platz zwei und drei in der Umfrage. In den beiden Fällen handelt es sich um Neubildungen, die eine Erklärung brauchen, und zwar nicht nur für Ausländer, sondern sogar auch für tschechische Muttersprachler. Silber holte der mluvčáček. Dabei handelt es sich um ein Schachtelwort, das aus zwei Wörtern entstanden ist. Das eine ist mluvčí– also der Sprecher einer Institution. In diesem Fall ist der Sprecher des Staatspräsidenten gemeint. Er heißt Ovčáček, und sein Name hat seine Endung dem Wort mluvčáček verliehen. Genutzt wird die Neubildung vor allem in Internet-Diskussionen, sie gewann 14 Prozent der Leserstimmen. Auf das Podest gelangte noch der sluníčkář, wortwörtlich übersetzt in etwa „der Sonnenmensch“, mit zehn Prozent der Stimmen. In der Debatte über die Flüchtlingskrise werden mit dieser Bezeichnung die Befürworter der Aufnahme von Flüchtlingen verunglimpft. Das Wort ist gemeint im Sinne von „Träumer“.

Islam - islám  (Foto: dcubillas,  Free Images)
Nicht nur die Leser, sondern auch die Redakteure der Lidové noviny haben ihr Wort des Jahres gewählt. Es ist der Islam – islám. Die Redaktion hält dies für den Schlüsselbegriff in der Debatte über die Flüchtlingskrise und die Konflikte im Nahen Osten. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!