Zboril: Neonationalisten nutzen Stereotypen zu populistischer Politik

Pim Fortuyn Andenken (Foto: CTK)

Europa wird derzeit von einer Welle populistischer Äußerungen durchzogen, die von Vertretern rechtsextremistischer Auffassungen getragen wird, wie dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, dem in der französischen Präsidentenwahl unterlegenen Jean-Marie Le Pen und wohl auch dem Führer der niederländischen Ultrarechten Pim Fortuyn, der am Montag in Hilversum das Opfer eines feigen Attentats geworden ist.

Pim Fortuyn Andenken  (Foto: CTK)
Europa wird derzeit von einer Welle populistischer Äußerungen durchzogen, die von Vertretern rechtsextremistischer Auffassungen getragen wird, wie dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, dem in der französischen Präsidentenwahl unterlegenen Jean-Marie Le Pen und wohl auch dem Führer der niederländischen Ultrarechten Pim Fortuyn, der am Montag in Hilversum das Opfer eines feigen Attentats geworden ist. Auch in Tschechien befasst man sich mit diesem Phänomen, weshalb wir den Prager Politologen Zdenek Zboril befragten, wie diese verhältnismäßigen Erfolge der extremistischen Parteien und Bewegungen vornehmlich in Westeuropa zu erklären sind.

"Eine Reihe von Leuten bei uns in der Tschechischen Republik glauben, dass dies mit einem gesamteuropäischen Trend zusammenhänge - der Geburt eines neuen Nationalismus bzw. des Populismus. Dieser Trend ist in x-Ländern der Europäischen Union, aber auch außerhalb der EU zu beobachten. Von Bulgarien, Rumänien, Ungarn über Österreich, die Schweiz, Italien und Frankreich können wir in letzter Zeit immer wieder den Gebrauch der gleichen nationalistischen Stereotypen verfolgen. Es sind Hetero- und Autostereotypen, aber auf keinen Fall diese kulturellen und sozialen Vorzeichen des 19. und 20. Jahrhunderts. Das heißt, es handelt sich um den Missbrauch der Stereotypen des Nationalismus, deshalb spreche ich von einem Neonationalismus zum Nutzen einer populistischen Politik. Der Grund dafür sehe ich darin, dass sich die politischen Programme der erfolgreichen politischen Parteien immer mehr annähern und sie auf eine Form der sozialen Interpretation der Gedanken der europäischen Einheit zielen. Jede anderweitige Interpretation wird dankend angenommen und sowohl als aktuell wie auch als Kritik verstanden. Alle diese Populisten und Neonationalisten agieren jedoch aus unterschiedlichen politischen Bedingungen heraus. Sie sind die Kritiker des politischen Status quo, aber jeweils nur in ihren Ländern. Sie sind die Kritiker ihrer politischen Systeme, die verschieden sind. Und deswegen haben sie zur Zeit keine gemeinsame politische Ideologie, lediglich gemeinsame Methoden und ähnlich zu registrierende Haltungen, z.B. den starken Antiamerikanismus, die Anti-Einwanderungspolitik und anderes mehr," sagte Zboril.

Laut Zboril werden die westeuropäischen Populisten und Neonationalisten nur deshalb stärker wahrgenommen, da in deren Ländern die Medienlandschaft weitaus ausgebauter und präsenter ist. Bedeuten diese Populisten und Neonationalisten aber nun eine ähnliche Gefahr wie der deutsche Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert? Zdenek Zboril dazu: "Sie antworten nur irgendwie auf die Fragen, die die Menschen stellen, und auf die ihnen niemand sonst antwortet. All diese Fragen resultieren aus der Position der Bürger zu einem prosperierenden Europa heraus, dass sich noch niemand so richtig vorstellen kann. Hitler und die Nationalsozialisten hingegen stiegen aus einer tiefen Krise empor, und zwar nicht nur einer wirtschaftlichen und politischen Krise, sondern auch aus der moralischen Krise Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg. Das war damals eine tiefe Krise, die wir im heutigen Europa nicht haben. Deshalb sind sie nicht so gefährlich, aber falls es möglicherweise zu dieser Krise in Europa kommen sollte, dann könnten sie gefährlich werden."