Zdenek Fibich
Spricht man von der tschechischen Musik, wird gewöhnlich das Dreigestirn von Bedrich Smetana, Antonin Dvorak und Zdenek Fibich genannt. Doch der letztgenannte steht heute ein bisschen im Schatten von Dvorak und Smetana, obwohl es seine Musik nicht verdient. Das Werk Zdenek Fibichs aus der Vergessenheit zu bringen, dazu will eine Reihe von Veranstaltungen in diesem Jahr beitragen, in dem ein UNESCO-Weltjubiläum gefeiert wird. Am 15. Oktober jährte sich nämlich zum 100. Mal der Todestag und am 21. Dezember werden wir dem 150. Geburtstag Zdenek Fibichs gedenken. Ein Porträt dieser musikalischen Persönlichkeit bringt nun auch Radio Prag. Gute Unterhaltung wünscht Marketa Maurová.
Ich sprach über Zdenek Fibich mit einem der berufensten Experten, dem Musikhistoriker Jaroslav Jiranek, der Autor einer Fibich-Monografie und Vorsitzender der Fibich-Gesellschaft ist. Warum ist also Zdenek Fibich im Vergleich zu Smetana und Dvorak mehr in Vergessenheit geraten?, fragte ich ihn und hörte gleich auch davon, worin Fibichs besondere künstlerische Leistung bestand.
Wir haben gleich von den Höhepunkten im Schaffen dieses Romantik-Komponisten gehört. Gehen wir aber der Reihe nach. Zdenek Fibich wuchs in einer Forstmeisterfamilie in Vseborice auf. Das musische Milieu seiner Kindheit verdankte er vor allem seiner aus Wien stammenden Mutter.
Fibich genoss eine universale Ausbildung. Zuerst besuchte er Gymnasien in Wien und Prag, später das Leipziger Konservatorium. Danach kam er nach Paris, wo er unterrichtete und in Adelskreisen Klavierkonzerte gab. Er war ein exzellenter Pianist: Solo-, Kammerspieler wie auch Begleiter. Später studierte Fibich Komposition, Dirigieren und Kontrapunktik bei Vinzenz Lachner in Mannheim.
Als seinen Dauerwohnsitz wählte Fibich jedoch Prag. Er bestritt seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit Privatstunden am Klavier und in Musiktheorie, war aber kurz auch als Kapellmeister und Chorleiter am Ständetheater und als Operndramaturg am Nationaltheater tätig.
In der Öffentlichkeit galt Fibich als eher scheu, unter Freunden war er allerdings gesprächig, herzlich und scherzte gerne. Er sprach tschechisch und deutsch, kannte sich in der Musik, Literatur und bildenden Kunst aus, sammelte Reproduktionen von Porträts bedeutender Persönlichkeiten, Landschaftsphotographien, war Naturliebhaber und wanderte gern, insbesondere in den Alpen. Auch sammelte er Schmetterlinge und zeichnete sie, und war wegen seiner Bewunderung für technische Errungenschaften, insbesondere Lokomotiven bekannt.
Mit dem Leben und Werk Zdenek Fibichs kann man sich bis zum 3. Dezember auf einer Ausstellung im Lobkovic-Palais auf der Prager Burg bekannt machen. Sein künstlerisches Leben ist in drei Etappen geteilt, die Panels mit Texten in tschechischer und englischer Sprache und Photos der Frauen abgrenzen, die sein Leben beeinflussten: Seine erste Frau Ruzena Hanusova, mit der er jedoch nur sehr kurze Zeit leben konnte. Weiter ihre Schwester, die Sängerin Betty Hanusova, die er nach Ruzenas Tod heiratete und mit der er fast das ganze Leben verbrachte. Die dritte Frau im Leben Fibichs war seine 18 Jahre jüngere Schülerin Anezka Schulzova, seine Spätliebe, die ihn zu zahlreichen Spätwerken inspirierte.
Wenden wir uns wieder dem musikalischen Schaffen Fibichs zu, das ein purer Ausdruck der Romantik ist. Weiter erzählt wieder Professor Jiránek.