Zeitgeschichte
40 Jahre lang hatten die Bevölkerungen beider Staaten unter dem kommunistischen Regime zu leiden, bis sie, in nur kurzem Abstand, die Machthaber verjagten. Die Rede ist von der DDR und der damaligen CSSR. Historiker aus Deutschland und Tschechien arbeiten seit Jahren gemeinsam die Geschichte beider Regimes auf. Ein konkretes Ergebnis ist nun im November in Prag erschienen: Ein Sonderheft der Zeitschrift SOUDOBE DEJINY, zu deutsch: Zeitgeschichte, über das totale System in Ostdeutschland. Mehr dazu von Jürgen Webermann:
300 Seiten stark, zusammengestellt vom Hannah-Ahrendt-Institut für Zeitgeschichte in Dresden, gespickt mit interessantesten Facetten aus 40 Jahren Realsozialismus der DDR und zahlreichen Quellen, zum Beispiel aus den Archiven der Stasi: Die Sondernummer der SOUDOBE DEJINY, übersetzt ZEITGESCHICHTE, ist für tschechische Historiker eine wahre Fundgrube. Nicht nur, weil der neueste Stand der DDR-Forschung darin nachzulesen ist, sondern weil daraus auch zahlreiche Rückschlüsse auf die eigene Geschichte gezogen werden können. Die DDR und die damalige Tschechoslowakei durchliefen nämlich fast parallele Entwicklungen. Beispiel: Während die Kommunisten nach dem Prager Frühling in der Ära der Normalisierung die Daumenschrauben anzogen, taten es ihnen die Honecker-Getreuen in der Ära des Realsozialismus gleich. Kein Wunder, dass ein Blick nach Ostdeutschland aus tschechischer Sicht interessant ist. Das erläutert auch Oldrich Tuma, Direktor des Prager Institutes für Zeitgeschichte: Spannend ist die Sonderausgabe vor allem auch deshalb, weil durch die Öffnung der Stasi-Akten in der Berliner Gauck-Behörde völlig neue Erkenntnisse über die Funktionsweisen des Regimes der DDR gesammelt wurden. Die Mitarbeiter des Ahrendt-Institutes arbeiteten insgesamt zwei Jahre an dem Werk. Gemeinsam feilten sie mit den Prager Forschern am letzten Schliff. Und nicht nur dabei verlief die Zusammenarbeit reibungslos. Schon sind neue Projekte in Arbeit oder in Planung, wie der Leiter des Hannah-Ahrendt-Institutes, Prof. Klaus-Dietmar Henke, betont: Doch dürften die tschechischen Fachleute zunächst einmal sorgfältig die SOUDOBE DEJINY studieren, ehe sie wieder einen Blick über die Grenze werfen. Der - da sind sich die Dresdner und Prager Forscher einig - lohnt sich.