Neueste Studie: Interesse für jüngste Geschichte im Unterricht gestiegen

Daniel Herman (Foto: Marián Vojtek, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Das Institut für das Studium totalitärer Regime (ÚSTR) hat am Mittwoch in Prag eine Untersuchung über den Geschichtsunterricht in Tschechien vorgestellt. Das wichtigste Ergebnis: Es wird vermehrt Zeitgeschichte unterrichtet. Zudem zeigte sich, dass die Geschichtslehrer beim Unterricht Dokumentarfilme sowie Treffen mit Zeitzeugen für besonders wichtig halten. An der Umfrage nahmen rund 1600 Pädagogen aus ganz Tschechien teil. Hier ein Gespräch mit dem Institutsleiter Daniel Herman.

Daniel Herman  (Foto: Marián Vojtek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Herr Herman, das Institut konzentriert sich nicht nur auf Forschungsarbeit, sondern unterstützt auch Lehrer beim Geschichtsunterricht. In welcher Form und mit wem arbeiten Sie dabei zusammen?

„Der Partner des Instituts ist vor allem das Bildungsministerium. Wir organisieren Spezialkurse für Pädagogen. Mehr als 1000 Lehrer haben an diesen Kursen teilgenommen, was ich recht positiv finde.“

Die jüngsten Untersuchungen, die von Ihrem Institut durchgeführt wurden, betrafen die Qualität des Geschichtsunterrichts. Es ging dabei um die Geschichte nach 1945. Was folgt aus den Untersuchungen? Es ist hierzulande eine Vorstellung verbreitet, dass die Lehrer die Gegenwartsgeschichte eher meiden oder gar nicht imstande sind, sie zu unterrichten.

Illustrationsfoto: Europäische Kommission
„So einfach ist es nicht. Der Geschichtsunterricht hängt von der konkreten Direktorin der Schule und von den Lehrern selbst ab. Vor allem die jüngeren Lehrer sind sehr interessiert und engagiert. Man kann nicht sagen, dass die jüngste Geschichte an den Schulen kein Thema wäre. Die Aufarbeitung dieser Geschichte ist eine Priorität nicht nur für unser Institut, sondern auch für die Schulen. Dies erklang mehrmals bei unseren Diskussionen mit dem Bildungsministerium. Die Aktivitäten des Instituts sind als eine Hilfe für die Schuldirektoren und Lehrer vorgesehen. Die DVD oder Bücher, die wir produzieren, können als ein konkretes Unterrichtsmittel dienen.“

Illustrationsfoto: Europäische Kommission
Wurde bei den jüngsten Untersuchungen auch festgestellt, in wie weit sich die Schüler für den Geschichtsunterricht interessieren und ob sie ihn für wichtig halten?

„Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass wenigstens ein Teil der Schüler sich für die Gegenwartsgeschichte stark interessiert. Ich habe Vorlesungen für Gymnasiasten sowie für andere Schüler gehalten. Das Interesse war groß. Ich kann zudem sagen, dass sie wirklich gut informiert waren. Meiner Meinung nach spielen auch die Familien eine bedeutende Rolle. Die Zusammenarbeit der Schule mit der Familie ist sehr wichtig. Es ist je nach dem – einige haben mehr Interesse, einige weniger. Aber allgemein gesehen, sieht es nicht pessimistisch aus.“

Foto: SPN-Verlag
Kann man die jüngsten Ergebnisse und Erkenntnisse mit denen von 1995 vergleichen, als ähnliche Untersuchungen durchgeführt wurden? Kam es zu bestimmten Änderungen, Verschiebungen?

„Meiner Meinung nach sind die Schüler und Studenten heutzutage mehr interessiert als es gleich nach der Wende von 1989 der Fall war. Man kann es mit der Situation in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichen, wo auch 20 Jahre danach neue Fragen nach der Vergangenheit gestellt wurden. Bei uns ist es sehr ähnlich.“