Zu Besuch im Gerontologischen Zentrum in Kobylisy

Gerontologische Zentrum in Kobylisy

Kommen wir von Brüssel nach Prag, in die tschechische Heimat von EU-Kommissar Spidla. Ältere Patienten vielfältig zu fördern, um ihnen wenigstens teilweise ein selbständiges Leben zu ermöglichen, das ist dort Aufgabe eines Gerontologischen Zentrums, in dem sich Martina Schneibergova umgesehen hat:

Es liegt fast am Stadtrand von Prag, im Stadtteil Kobylisy, ist aber bequem zu erreichen: Das Gerontologische Zentrum befindet sich an der Endhaltestelle der Buslinie, in einem einstöckigen Haus inmitten einer kleinen Parkanlage. Gleich am Eingang merkt man, dass in diesem Gebäude keine sterile medizinische Einrichtung untergebracht ist. Vielmehr erinnert alles hier an eine Art Klub. Das Zentrum hat zwei kleinere Abteilungen für stationäre Aufenthalte mit mehr als 40 Betten, die für die Rehabilitation von Patienten nach Operationen und Unfällen bestimmt sind. Außerdem gibt es im Zentrum auch eine Tagesstätte, erzählt seine Leiterin und Chefärztin Iva Holmerova:

"Die Tagesstätte dient Patienten, die an der Alzheimer-Erkrankung oder an anderen Demenzformen leiden. Es handelt sich um Menschen, die 24 Stunden lang jemanden brauchen. Sie werden von ihrer Familie zu Hause betreut, und wir kümmern uns um sie während des Tages. In der Tagesstätte, die von 6.30 bis 18.30 geöffnet ist, werden Programme und Aktivitäten angeboten, die den Gesundheitszustand dieser Patienten verbessern sollen."

Dr. Holmerova lobt die Zusammenarbeit mit dem Stadtbezirk, der Träger der Einrichtung ist. Weil die Population in ganz Europa immer älter wird, müssen auch neue Formen der Altenpflege erschlossen werden, meint sie:

"Unsere Philosophie besteht nicht nur darin, Dienste anzubieten. Wir wollen die Senioren auch aktivieren. Es ist eine Herausforderung für sie, über die Entwicklung der Dienste mit zu entscheiden. Damit befasst sich ein Projekt, das aus dem Europäischen Sozialfonds mitfinanziert wird. Wir entwickeln dabei Programme, um künftige Organisatoren auszubilden, oder diejenigen, die sich an der Heimbetreuung beteiligen werden. Außerdem organisieren wir auch eine Dienstbörse sowie ein Internetcafe für Senioren."

Die Bürgerinitiative "Gema", die sich auf Aktivitäten für Senioren konzentriert, hatte das Senioren-Internetcafe ins Leben gerufen. "Gema" hat ihren Sitz ebenfalls hier im Zentrum. Am Nachmittag sind alle Computer besetzt, einige Interessenten warten im Nebenraum bei einer Tasse Kaffee auf einen freien Platz. Die Internetcafes, die es auch in anderen Zentren gibt, sind unglaublich populär, sagt Lucie Forstova. Die junge Frau ist seit sieben Jahren lang bei "Gema" tätig. Für die Cafebesucherinnen und -besucher ist sie "die gute Seele", die bei der Umsetzung ihrer Ideen Phantasie und Eifer bewiesen hat.

Lucie Forstova erinnert an eine weitere beliebte Veranstaltung:

"Im Rahmen von 'Gema' organisieren wir seit sechs Jahren auch Tanzstunden für Senioren. An einem zehnwöchigen Zyklus nehmen immer 80-100 Menschen teil. Das Interesse ist sehr groß. Der Preis ist günstig - 30 Kronen, also etwa ein Euro, für zweieinhalb Stunden."

Ein Absolvent der Akademie der musischen Künste, von Beruf Choreograf, beschäftigt sich mit der Tanztherapie, und einen Berufsmusiker gibt es im Zentrum auch.

Viele Menschen sind auf Ausflügen, die Lucie Forstova etwa sechs Mal im Jahr organisiert, mit der "Gema" in Kontakt gekommen und begannen später, selbst mitzuarbeiten. So wie Emilie Machova, die vor fünf Jahren einmal mitgefahren ist und seitdem regelmäßig Cafe kommt, das im Zentrum eingerichtet ist:

"Im Sommer bei gutem Wetter können wir die Tür zur Terrasse öffnen, und uns dort nach dem Mittagessen zum Kaffee an die frische Luft setzen. Jeder, der Interesse hat, kann kommen. Wir sind froh, wenn wir uns sehen können, weil wir nicht wissen, ob wir das nächste Mal wieder alle zusammentreffen."